Interdisziplinäre Tagung vom 31. März–02. April 2022
Senatssaal, Fürstengraben 1, 07743 Jena
Wiss. Leitung und Organisation: Jens Ole Schneider u. Gideon Stiening
Die Staatsklugheits- und Verhaltenslehren frühneuzeitlicher Denker wie Machiavelli, Bodin, La Rochefoucauld oder Gracián gelten in der Aufklärung zunächst als verwerfliches absolutistisches Herrschaftswissen. Dennoch zeigt sich bei Autoren wie Gottsched, Wolff, Lessing, Wieland, Schiller und Kleist auch eine subtile Rezeption und ästhetische Inszenierung dieser Diskurse. Die Tagung will zeigen, dass Autoren des 18. Jahrhunderts bereits die rigide Trennung zwischen amoralischem Absolutismus und moralischem Aufklärungszeitalter in Frage stellen, genauso wie die zwischen höfischer und nichthöfischer Gesellschaft oder auch zwischen Adel und Bürgertum. Aufklärerische Intellektuelle, so die Hypothese, reflektieren in ihren Texten, dass frühneuzeitliche Verhaltenslehren, etwa die der Affektkontrolle oder des bewussten Rollenhandelns, auch in der ›bürgerlichen Gesellschaft‹ wirksam und theoretisch oder literarisch beschreibbar sind.
Anmeldung bei: Paulina Ebmeier, paulina.floriane.ebmeier@uni-jena.de
Programm auch unter: www.glw.uni-jena.de/aktuelles
Programm:
Donnerstag, 31. März
09.00 – 09.30 Jens Ole Schneider, Gideon Stiening: Begrüßung und Eröffnung
1. Staat, Hof und Herrschaft
Moderation: Frank Grunert
09.30 – 10.30 Oliver Bach: Vervollkommnung und Entmündigung. Politischer Eudämonismus bei Christian Wolff
10.30 – 11.00 Kaffeepause
11.00 – 12.00 Linda Simonis: Marrivaux’ Texte im Spannungsfeld von aufklärerischen und höfischen Verhaltenskonzepten
12.00 – 13.00 Ludwig Stockinger: Herrscherlob und Reformabsolutismus. Transformation der Panegyrik in der Aufklärung am Beispiel der Reden von Johann Christoph Gottsched
13.00 – 14.30 Mittagspause
14.30 – 15.30 Erika Thomalla: Die Kunst der Staatsführung in Nicolais’ Anekdoten über Friedrich II.
2. Politische Klugheit zwischen Moral und Religion
Moderation: Gideon Stiening
15.30 – 16.30 Isabelle Stauffer: So ist es doch mit der Gelehrsamkeit alleine nicht ausgerichtet'. Verhaltenslehren von August Bohse und Christian Friedrich Hunold
16.30 – 17.00 Kaffeepause
17.00 – 18.00 Björn Spiekermann: Politica Christiana. Reflexe der frühneuzeitlichen Staatslehre bei Bielfeld, Haller und Möser
Ab 18.30 Abendvortrag:
Friedrich Vollhardt: Absolutistische Staatsräson und die Rechte der Menschheit.
Überlegungen im Blick auf Goethes Egmont und Schillers Don Karlos
Freitag, 01. April 2022
Moderation: Annette Meyer
09.00 – 10.00 Riccarda Suitner. Die Rolle der Staatsklugheit in der clandestinen Literatur zwischen früher Neuzeit und dem 18. Jahrhundert
10.00 – 11.00 Frank Grunert: Aufklärung ohne Absolutismus. Recht und Politik bei Ephraim Gerhard
11.00 – 11.30 Kaffeepause
3. Literarische Reflexionen der politischen Aufklärung
Moderation: Mike Rottmann
11.30 – 12.30 Stephanie Blum: Gustav Aldermann auf dem Weg zur politischen Macht: Über die Ambivalenzen bürgerlichen Ehrgeizes in Friedrich Traugott Hases Dialogroman (1779)
12.30 – 14.00 Mittagspause
14.00 – 15.00 Julius Thelen: Von den Frauenzimmergesprächsspielen zu den Moralischen Wochenschriften? Zur ›Form‹ der Gesellschaftsethik
15.00 – 16.00 Jens Ole Schneider: Verhüllte Weitsicht. Zur Figur des Fürstenberaters in der Dramatik des 18. Jahrhunderts
16.00 – 16.30 Kaffeepause
Moderation: Dirk von Petersdorff
16.30 – 17.30 Christopher Meid: Staatsklugheit im Roman der Frühaufklärung
17.30 – 18.30 Matthias Löwe: Literarische Prudentia: Adeligkeit und Erzählperspektive bei Heinrich von Kleis
Samstag, 02. April 2022
4. Politische Spätaufklärung in Popularphilosophie und Literatur
Moderation: Jens Ole Schneider
09.00 – 10.00 Annette Meyer: The Common Sense of Politics. Staatsklugheit in der Popularphilosophie
10.00 – 11.00 Sophie Forst: Aufgeklärter Absolutismus und öffentliche
Vernunft in den Fortschrittstheorien Kants, Lessings und Mendelssons
11.00 – 11.30 Kaffeepause
11.30 – 12.30 Gideon Stiening: Nachrevolutionärer Absolutismus. Anmerkung zu Friedrich Genz
Redaktion: Constanze Baum – Lukas Büsse – Mark-Georg Dehrmann – Nils Gelker – Markus Malo – Alexander Nebrig – Johannes Schmidt
Diese Ankündigung wurde von H-GERMANISTIK [Johannes Schmidt] betreut – editorial-germanistik@mail.h-net.msu.edu
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