Anlässlich des 50. Geburtstages der von Prof. Dr. Dirk Werle (Germanistisches Seminar, Universität Heidelberg) herausgegebenen Reihe Das Abendland im Verlag Vittorio Klostermann findet die Tagung
Das Abendland als Deutungsmuster
Historische Dimensionen einer semantischen Einheit
am 10. und 11. März 2022 im Internationalen Wissenschaftsforum Heidelberg (Hauptstraße 242) statt.
Die Geschichte der Reihe Das Abendland ist Bestandteil der größeren Geschichte einer umstrittenen semantischen Einheit, deren Rekonstruktion einen Beitrag zum Verständnis einer ideengeschichtlich einflussreichen Formation darstellt. Gerade aus heutiger Perspektive erscheint ‚Abendland‘ vielfach als ‚rechtes Wort‘, als ideologischer und oft chauvinistisch gebrauchter Abgrenzungsbegriff gegenüber dem ‚Morgenland‘. Die geplante Tagung soll daher einen Beitrag zur wissenschafts- und ideengeschichtlichen Rekonstruktion des Abendland-Konzepts leisten. Wie wurden Konzeptionen von ‚Abendland‘ rhetorisch und narrativ vermittelt? In welchem Verhältnis stehen ‚Abendland‘-Konzeptionen des 20. Jahrhunderts zu ihrer bis mindestens in die frühe Neuzeit zurückreichenden Vorgeschichte? Wie sind die wissenschaftsgeschichtlichen Dimensionen der semantischen Einheit ‚Abendland‘ zu beschreiben? Und wie wurde das ‚Abendland‘ aus der Sicht des ‚Morgenlandes‘ konzipiert?
Sowohl die historische Rekonstruktionsarbeit als auch die Beantwortung der dahinter liegenden allgemeinen Fragestellung lassen sich nur in interdisziplinärer Kooperation leisten. Auf der geplanten Tagung wird diese Kooperation geleistet von Forscherinnen und Forschern aus den Fachdisziplinen Anglistik, Germanistik, Geschichte, Islamwissenschaft, Klassische Philologie, Musikwissenschaft, Philosophie, Romanistik und Wissenschaftsgeschichte.
Programm:
Donnerstag, 10. März 2022
9.15 Uhr Dirk Werle: Einführung
9.30 Uhr Simone De Angelis: Zum Konzept des ‚Abendlandes‘ in der Frühen Neuzeit
10.15 Uhr Gernot Michael Müller: Die Europakonzeption des Aeneas Silvius Piccolomini
11.00 Uhr Pause
11.30 Uhr Stefanie Buchenau: Herder über das Abend- und Morgenland
12.15 Uhr Benjamin Gittel: Der lange Weg nach Westen und das Abendland als literarischer Geocode
13.00 Uhr Pause
14.30 Uhr Björn Thesing: Das ‚Abendland‘ bei Ernst Robert Curtius
15.15 Uhr Dagmar Pöpping: Das christliche Abendland der CDU und seine Gegner
16.00 Uhr Pause
16.30 Uhr Dirk Werle: Herbert Schöffler und Das Abendland
17.15 Uhr Andreas Urs Sommer: Abendländische Selbstzweifel
18.00 Uhr Schluss
Freitag, 11. März 2022
9.00 Uhr Andrea Albrecht: ‚Abendländer‘ – Untergang und Auferstehung 1918 bis 1938
9.45 Uhr Sibylle Baumbach: Orient, Occident, Other: Kritischer Okzidentalismus in der englischen Literatur und Kultur
10.30 Uhr Pause
11.00 Uhr Kirsten Dickhaut: Herrschaft und Herrlichkeit – zur (komischen) Indienstnahme des Orientalismus für das christliche Selbstbild in Molières Komödien – Don Juan und Le Bourgeois Gentilhomme
11.45 Uhr Stefan Tilg: Das ‚Abendland‘ in der Klassischen Philologie: Eine Spurensuche
12.30 Uhr Pause
14.00 Uhr Inga Mai Groote: Das ‚Abendland‘ und Kartierungen der Musikgeschichte
14.45 Uhr Henning Sievert: Gibt es für das Morgenland ein Abendland? Überlegungen zu abgrenzenden Gegenbegriffen aus arabischer und osmanischer Sicht
15.30 Uhr Pause
15.45 Uhr Andrea Polaschegg: Abendland ex oriente. Aspekte einer kulturgeographischen Lichtregie
16.30 Uhr Abschlussdiskussion
17.00 Uhr Ende der Tagung
Bei Interesse bitten wir um Anmeldung: emese.benkoe@gs.uni-heidelberg.de.
Es gelten die Corona-Regelungen der Universität Heidelberg.
Redaktion: Constanze Baum – Lukas Büsse – Mark-Georg Dehrmann – Nils Gelker – Markus Malo – Alexander Nebrig – Johannes Schmidt
Diese Ankündigung wurde von H-GERMANISTIK [Nils Gelker] betreut – editorial-germanistik@mail.h-net.msu.edu
1 Replies
Cosima Macco
Die Tagung wurde krankheitsbedingt auf den 29.03.–30.03.2022 verschoben. Aktuelle Informationen entnehmen Sie bitte den Ankündigungen auf der Professur-Homepage: https://www.gs.uni-heidelberg.de/ndl/werle/aktuelles.html.