KONF: Schmidt, Shakespeare und Neue Frankfurter Schule – der Zürcher Haffmans Verlag als verlegerisches Großprojekt, Rendsburg (25.11. – 27.11.2021)

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Festtagung anlässlich des 70. Geburtstags von Prof. Dr. Stephan Opitz

Der Haffmans Verlag war Anfang der 1980er Jahre einerseits als Hafen für diejenigen Autorinnen und Autoren gedacht, die bestimmte Texte andernorts nicht platzieren konnten, und sollte andererseits dem Verleger dazu dienen, selbstständig neue Talente zu finden und zu fördern. Der Vorsatz, bspw. Erzählungen und Romane eines Robert Gernhardt oder die „fragmentarische Biographik“ Hans Wollschlägers einem breiten Publikum zugänglich zu machen, war ein wichtiges Motiv der Gründer Urs Jakob (geschäftsführender Gesellschafter) und Thomas Bodmer (Lektor) sowie natürlich besonders Gerd Haffmans als Lektor und Verleger.

Zu den Autoren Gernhardt und Wollschläger gesellten sich schnell weitere: Autoren der Neuen Frankfurter Schule, wie F.W. Bernstein, Eckhard Henscheid oder Max Goldt; aber auch Gerhard Polt, Peter Rühmkorf und dazu Veröffentlichungen aus dem Nachlass von Arno Schmidt. Außerdem trat der Verlag bald mit vielfach gelobten Neueditionen und -übersetzungen von Klassikern hervor. Ludger Lütkehaus edierte eine Werkausgabe letzter Hand von Arthur Schopenhauer; Gisbert Haefs, Leslie Giger, Hans Wolf, Nikolaus Stingl und Werner Schmitz übersetzen Arthur Conan Doyles Sherlock Holmes; Michael Walters übersetzte Laurence Sterne neu, Hans Radspieler gab Wielands Shakespeare-Übersetzungen heraus und von Schmidt und Wollschläger erschienen 1994 Edgar Allan Poes Gesammelte Werke in fünf Bänden. Völlig neu für den deutschen Markt konnten die englischen Schriftsteller Julian Barnes und David Lodge sowie der US-Amerikaner David Sedaris angeworben werden.

Auch wenn das Verhältnis des Verlags zu seinen Autorinnen und Autoren nicht immer einfach war – gerade als der Verlag 2001 Konkurs anmelden musste, kam es zu Zerwürfnissen –, war das Programm des Haffmans Verlags doch vor allem in den 1980er und -90er Jahren einzigartig auf dem deutschen Markt, ein Verlag „[f]ür alle diejenigen Menschen, welche mit ihren intellektuellen und literarischen Interessen zwar hier und da immer schon angedockt hatten, auch eine Menge edition suhrkamp in den Bücherregalen stehen hatten, aber keine Bücheradresse für die Empathieentwicklung mehr oder weniger berechenbarer Einzelgänger“ – „Da war er, unser Verlag“ (Stephan Opitz).

Die Tagung möchte sich unterschiedlichen Aspekten des Programms und Personals, der Literaturkonzeption und dem Auftritt des Haffmans Verlags im Literaturbetrieb widmen. Ziel ist es, das Wirken des Verlags für die Literaturwissenschaft zu erschließen und methodisch aufzuarbeiten sowie gleichzeitig Perspektiven für künftige Auseinandersetzungen zu entwickeln. In einer Vielzahl von Vorträgen widmen sich Spezialistinnen und Spezialisten der systematischen wissenschaftlichen Erschließung eines der ambitioniertesten verlegerischen Projekte der deutschen Nachkriegszeit.

 

Tagungsprogramm

Donnerstag, 25.11.2021

10:00–10:20 Uhr        Begrüßung

10:20–10:45 Uhr        Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Jan Philipp Reemtsma: Zum Jubilar

10:45–11:00 Uhr       Kaffeepause

11:00–11:40 Uhr        Prof. Dr. Sven Hanuschek: „... erstens betrachten wir Leute, die genau wissen, was Literatur ist, mit Mißtrauen...“. Zum
                                   Literaturbegriff des frühen Haffmans Verlags

11:40–12:20 Uhr        Dr. Nikolas Buck: „Moden machen, nicht mitmachen“. Gerd Haffmans als ‚Entdecker‘ im literarischen Feld

12:20–14:00 Uhr       Mittagspause

14:00–14:40 Uhr        PD Dr. Yvonne Al-Taie: Medialität, Ästhetik, Werkpolitik. Zur Buchcovergestaltung des Haffmans Verlags

14:40–15:20 Uhr        Bernd Eilert: Cancel Nonsens – die NFS als Skandalon

15:20–15:40 Uhr       Kaffeepause

15:40–16:20 Uhr        Seefahrt tut Not. Bernd Rauschenbach liest Eigenartiges, Erhellendes und Ulkiges aus dem Maritimen Raben

 

Freitag, 26.11.2021

10:00–10:40 Uhr        Dr. Joachim Kersten: Der Rabe – Eine Erinnerung

10:40–11:00 Uhr       Kaffeepause

11:00–11:40 Uhr        Christian Maintz: „Die Munterkeit des Kragenbären“ – Hochkomik im Haffmans Verlag

11:40–12:20 Uhr     Dr. Ole Petras: „Arbeiten tut man, aber man lässt es sich nicht anmerken.“ Affekt, Argument und Attitüde in Harry Rowohlts Pooh’s Corner

12:20–14:00 Uhr       Mittagspause

14:00–14:40 Uhr        Prof. Dr. Barbara Potthast: Difficile est satiram non scribere (Juvenal). Wie der Haffmans Verlag den Literaten Gerhard
                                   Polt entdeckt hat

14:40–15:20 Uhr        Prof. Dr. Claus-Michael Ort: Der Rabe und Leberkäs’ Hawaii – Text-Geselligkeiten und Geschmacksgemeinschaft. Ein Habitus ästhetischer Wertung in den 1980er Jahren

15:20–15:40 Uhr       Kaffeepause

15:40–16:20 Uhr        PD Dr. Anja Gerigk: Zwischen Klassiker und Kultbuch: Zur Kanonisierung hochkomischer Werke

16:20–17:00 Uhr        Dr. Hans-Martin Kruckis – „Der Menschheit schwerster Jammer fasst uns an“. Heino Jaeger revisited

 

Samstag, 27.11.2021

10:00–10:40 Uhr        Prof. Dr. Dirk Rose: Haffmans und das anthologische Prinzip

10:40–10:50 Uhr       Kaffeepause

10:50–11:30 Uhr        Susanne Fischer: „Es gibt keine Seligkeit ohne Bücher.“ Arno Schmidts Werk im Haffmans Verlag

11:30–12:10 Uhr        Prof. Dr. Hans-Edwin Friedrich: Zur Funktion phantastischer Elemente bei Eugen Egner

12:10–14:00 Uhr       Mittagspause

14:00–15:00 Uhr        „Wollte nur mal fragen…“ – Offene Fragerunde mit Gerd Haffmans

15:00–15:30 Uhr        Abschlussdiskussion

ca. 15:30 Uhr             Tagungsende

 

Praktische Hinweise

Die Tagung findet in Präsenz unter Auflage der 3-G-Regel statt. Aktuelle Hinweise zu Hygienekonzept und Zugangsbeschränkungen finden Sie auf der Corona-Infoseite des Nordkollegs (https://www.nordkolleg.de/corona-infos/).

Sollten Sie Interesse an einer Teilnahme haben, bitte wir um eine kurze Rückmeldung unter einer der unten angegebenen Mailadressen.

 

Tagungsort

Nordkolleg Rendsburg,
Am Gerhardshain 44, 24768 Rendsburg

 

Kontakt

David Röhe (droehe@ndl-medien.uni-kiel.de)
Sina Röpke (roepke@ndl-medien.uni-kiel.de)


Redaktion: Constanze Baum – Lukas Büsse – Mark-Georg Dehrmann – Nils Gelker – Markus Malo – Alexander Nebrig – Johannes Schmidt

Diese Ankündigung wurde von H-GERMANISTIK [Nils Gelker] betreut – editorial-germanistik@mail.h-net.msu.edu