Festtagung anlässlich des 70. Geburtstags von Prof. Dr. Stephan Opitz
Der Haffmans Verlag war Anfang der 1980er Jahre einerseits als Hafen für diejenigen Autorinnen und Autoren gedacht, die bestimmte Texte andernorts nicht platzieren konnten, und sollte andererseits dem Verleger dazu dienen, selbstständig neue Talente zu finden und zu fördern. Der Vorsatz, bspw. Erzählungen und Romane eines Robert Gernhardt oder die „fragmentarische Biographik“ Hans Wollschlägers einem breiten Publikum zugänglich zu machen, war ein wichtiges Motiv der Gründer Urs Jakob (geschäftsführender Gesellschafter) und Thomas Bodmer (Lektor) sowie natürlich besonders Gerd Haffmans als Lektor und Verleger.
Zu den Autoren Gernhardt und Wollschläger gesellten sich schnell weitere: Autoren der Neuen Frankfurter Schule, wie F.W. Bernstein, Eckhard Henscheid oder Max Goldt; aber auch Gerhard Polt, Peter Rühmkorf und dazu Veröffentlichungen aus dem Nachlass von Arno Schmidt. Außerdem trat der Verlag bald mit vielfach gelobten Neueditionen und -übersetzungen von Klassikern hervor. Ludger Lütkehaus edierte eine Werkausgabe letzter Hand von Arthur Schopenhauer; Gisbert Haefs, Leslie Giger, Hans Wolf, Nikolaus Stingl und Werner Schmitz übersetzen Arthur Conan Doyles Sherlock Holmes; Michael Walters übersetzte Laurence Sterne neu, Hans Radspieler gab Wielands Shakespeare-Übersetzungen heraus und von Schmidt und Wollschläger erschienen 1994 Edgar Allan Poes Gesammelte Werke in fünf Bänden. Völlig neu für den deutschen Markt konnten die englischen Schriftsteller Julian Barnes und David Lodge sowie der US-Amerikaner David Sedaris angeworben werden.
Auch wenn das Verhältnis des Verlags zu seinen Autorinnen und Autoren nicht immer einfach war – gerade als der Verlag 2001 Konkurs anmelden musste, kam es zu Zerwürfnissen –, war das Programm des Haffmans Verlags doch vor allem in den 1980er und -90er Jahren einzigartig auf dem deutschen Markt, ein Verlag „[f]ür alle diejenigen Menschen, welche mit ihren intellektuellen und literarischen Interessen zwar hier und da immer schon angedockt hatten, auch eine Menge edition suhrkamp in den Bücherregalen stehen hatten, aber keine Bücheradresse für die Empathieentwicklung mehr oder weniger berechenbarer Einzelgänger“ – „Da war er, unser Verlag“ (Stephan Opitz).
Die Tagung möchte sich unterschiedlichen Aspekten des Programms und Personals, der Literaturkonzeption und dem Auftritt des Haffmans Verlags im Literaturbetrieb widmen. Ziel ist es, das Wirken des Verlags für die Literaturwissenschaft zu erschließen und methodisch aufzuarbeiten sowie gleichzeitig Perspektiven für künftige Auseinandersetzungen zu entwickeln. In einer Vielzahl von Vorträgen widmen sich Spezialistinnen und Spezialisten der systematischen wissenschaftlichen Erschließung eines der ambitioniertesten verlegerischen Projekte der deutschen Nachkriegszeit.
Tagungsprogramm
Donnerstag, 25.11.2021
10:00–10:20 Uhr Begrüßung
10:20–10:45 Uhr Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Jan Philipp Reemtsma: Zum Jubilar
10:45–11:00 Uhr Kaffeepause
11:00–11:40 Uhr Prof. Dr. Sven Hanuschek: „... erstens betrachten wir Leute, die genau wissen, was Literatur ist, mit Mißtrauen...“. Zum
Literaturbegriff des frühen Haffmans Verlags
11:40–12:20 Uhr Dr. Nikolas Buck: „Moden machen, nicht mitmachen“. Gerd Haffmans als ‚Entdecker‘ im literarischen Feld
12:20–14:00 Uhr Mittagspause
14:00–14:40 Uhr PD Dr. Yvonne Al-Taie: Medialität, Ästhetik, Werkpolitik. Zur Buchcovergestaltung des Haffmans Verlags
14:40–15:20 Uhr Bernd Eilert: Cancel Nonsens – die NFS als Skandalon
15:20–15:40 Uhr Kaffeepause
15:40–16:20 Uhr Seefahrt tut Not. Bernd Rauschenbach liest Eigenartiges, Erhellendes und Ulkiges aus dem Maritimen Raben
Freitag, 26.11.2021
10:00–10:40 Uhr Dr. Joachim Kersten: Der Rabe – Eine Erinnerung
10:40–11:00 Uhr Kaffeepause
11:00–11:40 Uhr Christian Maintz: „Die Munterkeit des Kragenbären“ – Hochkomik im Haffmans Verlag
11:40–12:20 Uhr Dr. Ole Petras: „Arbeiten tut man, aber man lässt es sich nicht anmerken.“ Affekt, Argument und Attitüde in Harry Rowohlts Pooh’s Corner
12:20–14:00 Uhr Mittagspause
14:00–14:40 Uhr Prof. Dr. Barbara Potthast: Difficile est satiram non scribere (Juvenal). Wie der Haffmans Verlag den Literaten Gerhard
Polt entdeckt hat
14:40–15:20 Uhr Prof. Dr. Claus-Michael Ort: Der Rabe und Leberkäs’ Hawaii – Text-Geselligkeiten und Geschmacksgemeinschaft. Ein Habitus ästhetischer Wertung in den 1980er Jahren
15:20–15:40 Uhr Kaffeepause
15:40–16:20 Uhr PD Dr. Anja Gerigk: Zwischen Klassiker und Kultbuch: Zur Kanonisierung hochkomischer Werke
16:20–17:00 Uhr Dr. Hans-Martin Kruckis – „Der Menschheit schwerster Jammer fasst uns an“. Heino Jaeger revisited
Samstag, 27.11.2021
10:00–10:40 Uhr Prof. Dr. Dirk Rose: Haffmans und das anthologische Prinzip
10:40–10:50 Uhr Kaffeepause
10:50–11:30 Uhr Susanne Fischer: „Es gibt keine Seligkeit ohne Bücher.“ Arno Schmidts Werk im Haffmans Verlag
11:30–12:10 Uhr Prof. Dr. Hans-Edwin Friedrich: Zur Funktion phantastischer Elemente bei Eugen Egner
12:10–14:00 Uhr Mittagspause
14:00–15:00 Uhr „Wollte nur mal fragen…“ – Offene Fragerunde mit Gerd Haffmans
15:00–15:30 Uhr Abschlussdiskussion
ca. 15:30 Uhr Tagungsende
Praktische Hinweise
Die Tagung findet in Präsenz unter Auflage der 3-G-Regel statt. Aktuelle Hinweise zu Hygienekonzept und Zugangsbeschränkungen finden Sie auf der Corona-Infoseite des Nordkollegs (https://www.nordkolleg.de/corona-infos/).
Sollten Sie Interesse an einer Teilnahme haben, bitte wir um eine kurze Rückmeldung unter einer der unten angegebenen Mailadressen.
Tagungsort
Nordkolleg Rendsburg,
Am Gerhardshain 44, 24768 Rendsburg
Kontakt
David Röhe (droehe@ndl-medien.uni-kiel.de)
Sina Röpke (roepke@ndl-medien.uni-kiel.de)
Redaktion: Constanze Baum – Lukas Büsse – Mark-Georg Dehrmann – Nils Gelker – Markus Malo – Alexander Nebrig – Johannes Schmidt
Diese Ankündigung wurde von H-GERMANISTIK [Nils Gelker] betreut – editorial-germanistik@mail.h-net.msu.edu
0 Replies