CFP: Germanistentag 2022, Panel „Die Ambiguität der Materialität – von Zettelkästen, Notizen und Ankündigungen“, Paderborn (15.7.2021)
CFP: " Die Ambiguität der Materialität – von Zettelkästen, Notizen und Ankündigungen ", Panel im Rahmen des 27. Deutschen Germanistentags, Paderborn 25.–28.9.2022 (Themenbereich: 2 – phänomenorientierte Zugänge)
Organisation: Dr. Björn Moll (Köln), David Gabriel (Köln)
Die Ambiguität der Materialität – von Zettelkästen, Notizen und Ankündigungen
Es gibt unzählige Projekte, die zwar avisiert wurden, die jedoch nie das Licht der Welt erblickten, also in keinen Werkstatus übergingen. Zweifellos sind aber Reste von ihnen erhalten, die als Paralipomena, Notizen, Entwürfe, Ankündigungsschreiben und Titel vorliegen. Kommt diesen Schriftstücken der Status der notwendigen Vorarbeiten zu? Inwiefern sind sie selbst als eigenständige Arbeiten anzusehen, die in den verzweigten Aufzeichnungen bestehen? Ist ein strukturierter Blick auf dieses Material möglich oder ist die Disparatheit das strukturierende Moment? Wie kann mit diesem reichhaltigen Material, das neben abgeschlossenen und ‚vollendeten‘ Werken bzw. Projekten besteht, umgegangen werden? Welche Rolle spielt dabei die „Opus-Phantasie“ (von Matt)? Wie kann sich einem Korpus genähert werden, der bisher nicht unbedingt als Korpus und eigenständige Arbeit wahrgenommen wurde?
Zu denken wäre etwa an Zettelkästen und Arbeitsmappen, aber auch an in Briefen oder Katalogen annoncierte Texte, um damit den Phänomenbereich das Werk umschließender Recherchen, Notizen, Skizzen ins Blickfeld zu rücken, die ansonsten häufig nur als Marginalien wahrgenommen werden. Es lässt sich eine Bandbreite unterschiedlicher Perspektiven auf ein bisher weniger erforschtes Feld öffnen, das jedoch anschließen kann an Fragen der Editionsphilologie oder rezente Arbeiten zur Schreibarbeit Fontanes (McGillen), der Bedeutung „materieller Textualität“ (Spoerhase), der Untersuchung von Schreibprozessen (Campe), „propositionaler Literatur“ (Gilbert) oder Notizzetteln (Haarkötter).
Ausgangspunkt des Panels ist, dass das vielfältige Material stets in einem ambigen Zwischenbereich angesiedelt ist: Seine Bedeutung liegt zwischen Entwerfen und Vollenden, Ankündigung und Werk, Prozess und Produkt, Anfangen und Schließen, Individuum und Gemeinschaft, Kommodifikation und Unterschlagung, Leerstelle und Bedeutungsüberschuss.
Eingeladen zur Mitarbeit an dem Panel sind Beiträge von der Frühen Neuzeit bis in Gegenwart, die
- eine Bestandsaufnahme textueller Zeugnisse vor dem Werk unternehmen;
- versuchen, editionsphilologische Begrifflichkeiten zu klären oder diese hermeneutisch anzuwenden;
- diskursgeschichtliche Untersuchungen zum Konzept des Projekts oder der Ankündigung vornehmen;
- Schreibprojekte literaturhistorisch einordnen;
- Werkstattberichte analysieren;
- theoretische Anschlüsse, etwa system-, netzwerk- oder auch diskurstheoretisch, in Angriff nehmen.
Abstracts für Kurzvorträge (ca. 20 min) im Umfang von max. einer Seite und kurze biobibliografische Angaben werden bis zum 15.7.2021 erbeten an: b.moll@uni-koeln.de und dgabriel@uni-koeln.de. Die Auswahl der Beiträge erfolgt bis Anfang September. Geplant ist ein Panel mit sechs Beiträgen à 20 Minuten.
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