An der diesjährigen Sektionentagung der Gesellschaft für Angewandte Linguistik (15. – 17. September in Würzburg) lädt die Sektion Medienkommunikation (Leitung Stefan Hauser und Simon Meier-Vieracker) ein zu einem Panel zum Thema
(Post-)Pandemische Medienlinguistik
Vortragsvorschläge können bis zum 15. Mai eingereicht werden (via ConfTool: https://www.conftool.pro/gal2021/). Weitere Informationen zur Einreichung, zur Anmeldung und zur Tagung unter https://gal-wue21.de/. Am 16. Mai wird entschieden, ob die Tagung virtuell oder in Präsenz stattfindet.
Call for Papers
Die COVID-19-Pandemie hat in fast allen Lebensbereichen auch weitreichende Auswirkungen auf die Medienkommunikation, und zwar sowohl auf die interpersonale medienvermittelte wie auch auf die massenmediale Kommunikation. In der Sektion “Medienkommunikation” wollen wir uns mit den vielfältigen pandemie-bedingten Veränderungen des gesamten Spektrums der Medienkommunikation befassen.
Bekanntlich hat die Reduktion oder gar Aussetzung präsentischer Veranstaltungen und Zusammenkünfte zu einem außerordentlichen Digitalisierungsschub in der privaten wie beruflichen Kommunikation geführt. Technisch-medial vermittelte Kommunikation ist an vielen Stellen zur Regel geworden und hat hierbei – man denke an Szenarien wie digitale Lehre vom heimischen Küchentisch aus – auch zu neuen Hybridformen zwischen Privatheit und Öffentlichkeit geführt. Mit den zahlreichen Videokonferenztools, die innert kürzester Zeit weite Verbreitung gefunden haben, sind verschiedene Affordanzen verbunden, was neue Kommunikationsoptionen eröffnet (z. B. das Teilen von Computerbildschirmen) und auch zur verbreiteten Nutzung neuartiger Kombinationen von schriftlicher und mündlicher Kommunikation beiträgt (etwa die Nutzung der Chatfunktion in Videokonferenzen zur Rederechtszuweisung). Mit der Möglichkeit, Bild und Ton separat ein- oder auszuschalten, gehen in medienvermittelter Interaktion unterschiedliche Ausprägungen der Partizipation einher, was immer wieder neu zu treffende Entscheidungen über verschiedene Arten von Anwesenheit erforderlich macht.
Auch in der Domäne massenmedialer Kommunikation hat die Pandemie eine Reihe neuer Formate hervorgebracht oder ihnen zumindest neue Relevanz verschafft. Im Bereich der Wissenschaftskommunikation etwa spiel(t)en Medienformate wie Podcasts und YouTube-Channels eine maßgebliche Rolle bei der Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse und damit bei der diskursiven Deutung des Pandemiegeschehens insgesamt. Auch über Videokonferenztools geführte Fernsehinterviews mit ihrer besonderen Ästhetik haben das massenmediale Gattungsspektrum erweitert. Schließlich sind in den Sozialen Medien andauernde und vielstimmige Thematisierungen und Bearbeitungen der Pandemie zu beobachten, die von Solidarisierungen mit Betroffenen bis hin zu Verschwörungstheorien und Leugnungen reichen. Hashtagkampagnen wie #stayhome oder auch die vielfach in Profilbilder und -namen aufgenommenen Referenzen auf das Pandemiegeschehen etwa durch Maskenemojis sind hier ebenso zu nennen wie die mitunter konzertierten Invektiven gegen Politiker*innen und Wissenschaftler*innen.
An der diesjährigen Sektionentagung möchten wir gut eineinhalb Jahre nach Beginn der Pandemie eine vorläufige Bilanz ihrer vielfältigen Wechselbeziehungen zum Feld der Medienkommunikation ziehen. Willkommen sind empirische Beiträge zum gesamten Spektrum an medienkommunikativen Gattungen und Formen, die durch die Pandemie geprägt sind, wie auch zu den medialen Thematisierungen und Vermittlungen der Pandemie. Wir laden aber auch dazu ein, die empirischen Beobachtungen zum Anlass zu nehmen, grundlegende theoretische Fragestellungen zu adressieren. Haben gesellschaftliche Umbruchsituationen immer schon den medienkommunikativen Haushalt neu geordnet, gilt dies bei der COVID-19-Pandemie vielleicht in besonderem Maße. Kontroversen um den Begriff des Social Distancing etwa, dem die Losung “physically distant but socially connected” entgegengehalten wurde, zeigen, dass grundlegende Parameter unseres Verständnisses von Medienkommunikation, aber auch anderer Phänomene wie Anwesenheit, Nähe und Distanz neu justiert werden (müssen). Somit soll die Sektion auch die Frage adressieren, wie sich die Medienlinguistik als anwendungsorientierte Disziplin in (post-)pandemischen Zeiten positioniert.
Redaktion: Constanze Baum – Lukas Büsse – Mark-Georg Dehrmann – Nils Gelker – Markus Malo – Alexander Nebrig – Johannes Schmidt
Diese Ankündigung wurde von H-GERMANISTIK [Nils Gelker] betreut – editorial-germanistik@mail.h-net.msu.edu
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