CFP: "Erzähltheorie und Anthropozän" (DIEGESIS 9.2) (30.09.2019)

Tobias Keith Discussion
Call for Papers    

 

DIEGESIS 9.2, Winterheft 2020

 

Erscheinungstermin: Dezember 2020

 

Thema: „Erzähltheorie und Anthropozän“

 

Abgabefrist für Abstracts: 30.09.2019

Abgabefrist für angenommene Aufsätze: 30.06.2020

 

Zum Thema:

Der Begriff des Anthropozän bezeichnet die Epoche, in der der Mensch geologische, biologische und atmosphärische Prozesse wesentlich und nachhaltig beeinflusst. Mittlerweile hat dieses ursprünglich geowissenschaftliche Konzept auch Eingang in die transnationale Literatur- und Kulturwissenschaft gefunden – als ein neues Epochenkonstrukt, aber auch als ein Oberbegriff für neue Perspektiven und Fragestellungen im Umgang mit den großen Herausforderungen, vor die Erderwärmung und Klimawandel uns stellen. So fordert der Romancier und Essayist Amitav Ghosh in einem viel beachteten Essay (The Great Derangement, 2016) die Entwicklung neuer literarischer Formen, da der klassische realistische Roman nicht in der Lage sei, Wesen und Konsequenzen des Klimawandels zu erfassen. DIEGESIS 9.2 (Winter 2020) fragt vor diesem Hintergrund nach dem Zusammenhang von Erzähltheorie und Anthropozän. Uns interessieren dabei u.a. folgende Fragen:

 

  • Wie reagiert die Erzählliteratur auf die großen Herausforderungen des Anthropozän? Welche Rolle spielen dabei aktuelle Debatten zu Fiktionalität und Faktualität?
  • Welche Erzählgenres scheinen besonders geeignet, um die zentralen Probleme des Anthropozän darzustellen?
  • Inwieweit geht die Renaissance des nature writing mit der Entwicklung neuer Erzählformen einher?
  • Lassen sich fiktionale Geschichten ohne Rückgriff auf eine Dramaturgie der Wahrscheinlichkeit und Plausibilität erzählen?
  • Welche Rolle spielen klassische Konzepte von Zuverlässigkeit, Glaubwürdigkeit, Spannung und tellability im Klimaroman?
  • Wie werden zentrale Konzepte und Denkfiguren aus den Bereichen des Ecocriticism oder des Neuen Materialismus – z.B. „natureculture“ (Haraway), „mesh“ (Morton), „vibrant matter“ (Bennett) – im Roman des Anthropozän narrativ inszeniert?
  • Welches Inventar an Erzählstimmen (human vs. non-human) findet sich im Klimaroman?
  • Lassen sich aus erzähltheoretischer Sicht neue Verknüpfungsregeln für narrative Ereignisse beschreiben, die traditionelle Muster (z.B. Kausalität, Teleologie) überschreiten?
  • Wie gestaltet sich die ethische Dimension von Klimawandelromanen? Welche Werte werden in Erzählliteratur über das Anthropozän verhandelt?
  • Wie lässt sich aus der Perspektive einer historischen Narratologie die Geschichte der fiktionalen Inszenierung von Mensch-Natur-Beziehungen konzipieren? Wie tragen Klimaromane zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Naturbegriff bei?
  • Wie schlagen sich geopolitische Konstellationen (Globaler Süden) in der Erzählliteratur nieder?
  • Welche Ansätze der interdisziplinären, intermedialen und transmedialen Erzählforschung scheinen besonders geeignet, um sich mit Narrativen des Anthropozän auseinanderzusetzen?

 

Wir bitten um Abstracts von 350-400 Wörtern bis spätestens zum 30.09.2019. Bitte fügen Sie außerdem eine akademische Kurzvita bei. Schicken Sie beides an die DIEGESIS-Redaktion: diegesis@uni-wuppertal.de. Über die Annahme der Abstracts entscheiden Redaktion und Herausgeber bis zum 30.11.2019. Die Zusendung der fertigen Aufsätze erwarten wir bis zum 30.06.2020. Erscheinen wird das DIEGESIS-Themenheft „Erzähltheorie und Anthropozän“ im Dezember 2020.

 

Wir suchen außerdem fortlaufend Rezensionen zu Neuerscheinungen aus allen Bereichen der Erzählforschung (maximal der letzten 2 bis 3 Jahre), und zwar auch hier ausdrücklich disziplinübergreifend, also nicht etwa nur aus den Philologien. Vorschläge für Rezensionen (in Form von einfachen Titelnennungen der zu besprechenden Bücher und ergänzt durch kurze Informationen zum akademischen Lebenslauf) können jederzeit an die oben genannte Redaktionsadresse geschickt werden. In der Regel können wir Rezensionsexemplare bei den Verlagen besorgen.

 

Willkommen sind uns zudem jederzeit Vorschläge für Tagungsberichte zu allen Veranstaltungen im Bereich der Erzählforschung. Wenn Sie Vorschläge dazu einreichen, bitten wir um kurze Informationen zu Thema, Ort, Datum und den Organisator*innen der Veranstaltung sowie zum eigenen akademischen Lebenslauf.

 

Über DIEGESIS:

Das von der DFG geförderte E-Journal Diegesis. Interdisziplinäres E-Journal für Erzählforschung / Interdisciplinary E-Journal for Narrative Research erscheint als Open-Access-Publikation ausschließlich im Internet (www.diegesis.uni-wuppertal.de).

Der hohe wissenschaftliche Standard der in DIEGESIS veröffentlichten Forschungsbeiträge wird durch ein kompetitives Auswahlverfahren für Beiträge zu Themenheften sowie ein Peer Review-Verfahren gesichert.

Herausgegeben wird die Zeitschrift an der Bergischen Universität Wuppertal und in Kooperation mit dem dortigen Zentrum für Erzählforschung (ZEF) (www.zef.uni-wuppertal.de) von den Professor*innen Matei Chihaia (Romanistik), Sandra Heinen (Anglistische Literatur- und Medienwissenschaft), Matías Martínez (Germanistik), Katharina Rennhak (Anglistische Literaturwissenschaft), Michael Scheffel (Allgemeine Literaturwissenschaft) und Roy Sommer (Anglistische Literatur-, Kultur- und Medienwissenschaft).


Redaktion: Constanze Baum – Lukas Büsse – Mark-Georg Dehrmann – Nils Gelker – Markus Malo – Alexander Nebrig – Johannes Schmidt

Diese Ankündigung wurde von H-GERMANISTIK [Nils Gelker] betreut – editorial-germanistik@mail.h-net.msu.edu