CFP: Fristverlängerung XIV. IVG-Kongress: Digitales Erzählen zwischen Routinisierung und Automatisierung, Palermo (15.09.2018)

Simon Meier-Vieracker's picture

​XIV. Kongress der Internationalen Vereinigung für Germanistik (IVG)"Wege der Germanistik in transkulturellen Perspektiven"
Palermo, Italien, 26. Juli bis 2. August 2020

Linguistik Sektion 25: "Digitales Erzählen zwischen Routinisierung und Automatisierung"

Sektionsleitung: Simon Meier (Berlin, Deutschland), Stefan Hauser (Zug, Schweiz), Joachim Scharloth (Tokyo, Japan)

Verlängerte Frist für die Einreichung von Abstracts: 15.09.2018

Digitale Medien und das Web 2.0 haben sich längst zu Medien der Narration entwickelt. Soziale Medien dienen als Plattformen für alltägliche narrative Konstruktionen etwa von sozialen Identitäten (Dayter/Mühleisen 2016), aber auch professionelle Medienanbieter nutzen etwa im Rahmen von Kuratierungsplattformen und anderen Storytelling-Tools die technischen Eigenschaften des Internets, um die verstreut vorliegenden Informationen aus dem World Wide Web halbautomatisiert zu bündeln und in ästhetisch ansprechender Form als interaktive Storylines präsentieren zu können. Schließlich verfolgen auch Technologien der künstlichen Spracherzeugung in letzter Zeit explizit den Anspruch, auf der Basis großer, für Einzelne unüberblickbare Datenmengen vollautomatisiert sinnvolle Narrative zu generieren (Ronfard/Szilas 2014). Mittlerweile ist es nicht mehr nur der Mensch, der liest und schreibt, sondern es liest und schreibt auch der Computer (Lobin 2014). Aus den zahlreichen Fragen, die sich daraus ergeben und die seit einigen Jahren im Kontext der Digital Humanities intensiv diskutiert werden, soll im Rahmen dieser Sektion ein besonderer Fokus auf die Automatisierung von Narration gelegt werden.

Die Sektion nimmt sich zum Ziel, unter text-, diskurs- und medienlinguistischer Perspektive nach den Eigenschaften dieser Formen des digitalen Erzählens und nach den sozialen Funktionen narrativer Schemata zu fragen und die Implikationen für texttheoretisch zentrale Begriffe wie Autorschaft, Stil usw. zu diskutieren. Gegenstand sollen einerseits Praktiken des alltäglichen Erzählens in digitalen Textsorten wie Blogs oder Webforen sein, von denen in neueren korpuslinguistischen Forschungen gezeigt werden konnte, dass sie von überindividuellen Textroutinen geprägt sind und gerade deshalb sozial akzeptierte Deutungsmuster aufrufen (Feilke 2010; Bubenhofer/Müller/Scharloth 2014; Müller/Scharloth 2017). Andererseits sollen Werkzeuge und Produkte der halb- und vollautomatisierten Narration in journalistischen Kontexten reflektiert werden, die ihrerseits aus anderen Domänen bekannte Muster des Erzählens adaptieren und in die technischen Rahmenbedingungen digitaler Medien einpassen.

Die Sektion richtet sich an korpus- und computerlinguistisch Interessierte, die den technischen Aspekten des routinisierten und automatisierten Erzählens und seiner linguistischen Erforschung nachgehen möchten, ebenso wie an Forschende aus der Text-, Diskurs- und Medienlinguistik, die die Formen und Produkte des digitalen Erzählens zum Gegenstand empirischer Analysen und theoretischer Reflexionen machen möchten. Auch Bezüge zu erzähltheoretischen Konzeptionen aus der Literaturwissenschaft und den Digital Literary Studies (Meister 2014) sind erwünscht, ebenso wie Bezüge zur Schreibdidaktik.
Bitte senden Sie Ihr Abstract mit Angaben zu Ihrer akademischen Affiliation im Umfang von max. 400 Wörtern bis zum 15. September 2018 an simon.meier@tu-berlin.de.

Für die Teilnahme am Kongress ist eine Mitgliedschaft bei der IVG notwendig (Mitgliedsbeitrag für den Zeitraum 2015–2020 einmalig 100 €), die nach Annahme des Abstracts beantragt wer-den kann. Nähere Informationen finden Sie unter http://ivg2020.unipa.it.

Literatur
Bubenhofer, Noah / Nicole Müller / Joachim Scharloth (2014): Narrative Muster und Diskursanalyse: Ein datengeleiteter Ansatz. In: Zeitschrift für Semiotik. Band 35, Heft 3-4 (2013), S. 419-444.
Dayter, Daria / Mühleisen, Susanne (2016): Telling Stories about Self in Digital Contexts: Same, Same, but Different? In: Open Linguistics 2016(2). Topical Issue on Personal Narrative Online, 572–576.
Feilke, Helmuth (2010): „Aller guten Dinge sind drei“ – Überlegungen zu Textroutinen & literalen Prozeduren. In: Fest-Platte für Gerd Fritz. Hg. und betreut von Iris Bons, Thomas Gloning und Dennis Kaltwasser. Gießen 17.05.2010.
Lobin, Henning (2014): Engelbarts Traum. Frankfurt a. M.: Campus Verlag.
Meister, Jan Christoph (2014): Toward a Computational Narratology. In: Agosti, Maristella; Tomasi, Francesca (Hg.): Collaborative Research Practices and Shared Infrastructures for Humanities Computing. 2nd Aiucd Annual Conference, Aiucd 2013. Padua, Italy, 11-12 December 2013. Proceedings of Revised Papers; Padua 2014: 17–38.
Müller, Nicole / Scharloth, Joachim (2017): Beziehung und Scripted Narrative. Erzählungen vom ‚Ersten Mal‘. In: Angelika Linke / Juliane Schröter (Hg.): Sprache und Beziehung. Berlin/Boston: de Gruyter, 73–98.
Ronfard, Remi / Szilas, Nicolas: Where Story and Media Meet: Computer Generation of Narrative Dis-course. In: Mark A. Finlayson, Jan Christoph Meister, Emile G. Bruneau (Hg.): 5th Workshop on Computational Models of Narrative (CMN’14), 164–176. urn:nbn:de:0030-drops-46540.

 

 

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Redaktion: Constanze Baum – Lukas Büsse – Mark-Georg Dehrmann – Nils Gelker – Markus Malo – Alexander Nebrig – Johannes Schmidt

Diese Ankündigung wurde von H-GERMANISTIK [Alexander Nebrig] betreut – editorial-germanistik@mail.h-net.msu.edu