Tagung: Ambulante Poesie. Explorationen deutschsprachiger Reiselyrik seit dem 18. Jahrhundert
5. bis 7. Juli 2018, Universität Bern
veranstaltet von:
Dr. Johannes Görbert (Universität Bern)
Dr. Nikolas Immer (Universität Trier)
Dass Reisen nicht nur dazu anregen, in Berichten, Briefen oder Tagebüchern dargestellt zu werden, veranschaulicht in prägnanter Weise die Gattung der Reiselyrik. Die reichhaltige Tradition deutschsprachiger Reisegedichte beginnt spätestens mit Oswald von Wolkensteins spätmittelalterlichen und Paul Flemings frühneuzeitlichen Reiseliedern und führt bis in die Gegenwart hinein, wie etwa Durs Grünbeins Zyklus Lob des Taifuns (2008) oder Jan Wagners Zyklus Australien (2010) belegen. Neben der kultur- und literaturhistorischen Einordnung konkreter Reisegedichte und reiselyrischer Zyklen wird im Verlauf der Tagung die poetologische Frage im Vordergrund stehen, was es bedeutet, nicht in der 'ungebundeneren' Prosa, sondern in der üblicherweise durch Vers, Bildlichkeit, Konzision und Selbstreflexivität wesentlich stärker reglementierten Lyrik über das Reisen zu schreiben. Wie verhält sich darüber hinaus die Geschichte der Reiselyrik zur allgemeinen Kulturgeschichte des Reisens? In welcher Wechselwirkung stehen das Reise- und das Landschaftsgedicht zueinander? Und wie behauptet sich die Lyrik in der stetig zunehmenden Formenvielfalt der reiseliterarischen Genres, gegenüber Reiseführern, reisejournalistischen Texten sowie Reisereportagen im Fernsehen und im Internet?
Tagungsprogramm
Donnerstag, 5. Juli 2018
18.00 Uhr
Abendvortrag: Ralph Müller (Freiburg / Schweiz):
"So vergönnt ihr Musen dem Reisenden kleine Gedichte". Formen und Kontexte der Reiselyrik
20.00 Uhr
Abendessen
Freitag, 6. Juli 2018
10.00 Uhr
Johannes Görbert (Bern), Nikolas Immer (Trier):
Einführung
10.30 Uhr
Christopher Meid (Freiburg i. Br.):
Als "Barbare" auf Reisen. Goethes Römische Elegien
11.30 Uhr
Nikolas Immer (Trier):
Fernweh in Versen. Zu Levin Schückings Anthologie Italia. Deutsche Dichter als Führer jenseits der Alpen (1851)
12.30 Uhr
Mittagessen
14.00 Uhr
Olga Bezantakou (Berlin):
Archäologische Erinnerungsräume in der deutschsprachigen Reiselyrik (1838–1930): Funktionen und Transformationen des deutschen Philhellenismus
15.00 Uhr
Yvonne Nilges (Eichstätt):
Kulturtechniken des Kartographierens: Multiple Raumsemantiken in der Italien-Lyrik Ingeborg Bachmanns
16.00 Uhr
Kaffeepause
16.30 Uhr
Stefani Kugler (Trier):
Romantischer Exotismus in ausgewählten Reisegedichten Nikolaus Lenaus
17.30 Uhr
Evelyn Dueck (Zürich):
Ausreiselieder – Flucht und Exil in Hilde Domins Gedichtband Hier (1964)
19.30 Uhr
Abendessen
Samstag, 7. Juli 2018
09.00 Uhr
Sonja Klimek (Freiburg / Schweiz, Oxford):
Wilde Ritte durch die Nacht, Fahrten tief hinein ins Gebirg. Sidonia Hedwig Zäunemanns Gedichte über ihre Expeditionen in und unter den Thüringer Wald (1737)
10.00 Uhr
Bernhard Metz (Bern, Berlin):
Ambulantes Schreiben. Michèle Métails Berlin-Texte
11.00 Uhr
Kaffeepause
11.30 Uhr
Johannes Görbert (Bern):
Japan in "Siebzehn Kehlkopfklicks". Durs Grünbeins Lob des Taifuns. Reisetagebücher in Haikus (2008)
12.30 Uhr
Ende der Tagung
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