CFP: 26. Deutscher Germanistentag 2019: Panel "Zeiterfahrung und gesellschaftlicher Umbruch in Fiktionen der Post-DDR-Literatur", Saarbrücken (15.7.2018)
Call for papers für das Panel Zeiterfahrung und gesellschaftlicher Umbruch in Fiktionen der Post-DDR-Literatur, 26. Deutscher Germanistentag 2019, 22.– 25. September 2019, Saarbrücken
Deadline Abstract: 15. Juli 2018
Leitung des Panels: Dr. Carola Hähnel-Mesnard (Université de Lille SHS)
Zeit ist eine kulturelle Konstruktion, die abhängig von der jeweiligen Gesellschaftsformation Sinn generiert. Zeitempfindung und Zeitverständnis ändern sich beim Übergang in ein neues gesellschaftliches System. Das Jahr 1989 wird gemeinhin als ein Schwellenjahr bezeichnet, welches durch die Koinzidenz von technologischer und politischer Revolution, gefolgt vom Zusammenbruch des Ostblocks, definitiv den Übergang von der Moderne in die Spätmoderne vollzieht. Die Grunderfahrung der Zeitwahrnehmung ist nunmehr die zunehmende Beschleunigung in allen gesellschaftlichen Bereichen (H. Rosa). Betrifft diese Entwicklung sowohl die westlichen als auch die sich im Umbruch befinden östlichen Gesellschaften, so muss dennoch gefragt werden, inwiefern diese besondere Zeiterfahrung der Spätmoderne im Osten durch den Zusammenbruch des alten und den Übergang in ein neues Gesellschaftssystem noch einmal potenziert wahrgenommen wird.
Das Panel soll anhand unterschiedlicher Werke der Nachwende- bzw. Post-DDR-Literatur untersuchen, inwiefern Literatur als fiktionale Verarbeitung kultureller Erfahrungen diesen Übergang und die damit verbundene unterschiedliche Zeitwahrnehmung reflektiert. Inwiefern thematisiert die Literatur das Wegfallen einer für die DDR typischen linearen Zeiterfahrung, die auf eine geschlossene, utopisch definierte Zukunft ausgerichtet war, und die an deren Stelle getretene Erfahrung einer absoluten Beschleunigung, verbunden mit dem Eindruck eines „rasenden Stillstands“ (P. Virilio) bzw. einer „breit[en] Gegenwart“ (H.U. Gumbrecht). Inwiefern wird Vergangenheit mobilisiert, um diese der zunehmenden Empfindung von Diskontinuität der subjektiven Erfahrung nach 1989 entgegenzusetzen und wie inszeniert Literatur die Suche nach eigener, individueller Zeit, die sowohl der alten als auch der neuen Zeiterfahrung kritisch gegenübersteht. Ziel der 4-5 Beiträge des Panels soll es sein, Texte von AutorInnen unterschiedlicher Generationen nicht nur auf die Thematisierung dieser veränderten Zeiterfahrung hin zu befragen, sondern auch die genuin literarischen Formen, die dabei eingesetzt werden, herauszuarbeiten: wie wird diese unterschiedliche Zeiterfahrung literarisch und sprachlich inszeniert, auf welche kulturellen Modelle greifen die AutorInnen zurück?
Das Panel eignet sich ebenfalls für schulpraktische Überlegungen, da das heuristische und kritische Potential der Literatur den vorwiegend medial vermittelten euphorischen Blick auf den Umbruch 1989 noch einmal nuancieren kann. Literarische Texte bieten die Möglichkeit, die durch den Zusammenbruch gewohnter Lebenswelten erzeugten Verstörungen jenseits des „Ostalgie“-Begriffes individuell fassbar zu machen.
Vorschläge für Vorträge (ca. 15-20') können Sie bis zum 15. Juli 2018 an folgende E-Mail-Adresse senden:
carola.hahnel-mesnard@univ-lille.fr
Bitte schicken Sie ein Abstract von max. 1 Seite mit kurzen bio-bibliographischen Angaben.
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Redaktion: Constanze Baum – Lukas Büsse – Mark-Georg Dehrmann – Nils Gelker – Markus Malo – Alexander Nebrig – Johannes Schmidt
Diese Ankündigung wurde von H-GERMANISTIK [Mark-Georg Dehrmann] betreut – editorial-germanistik@mail.h-net.msu.edu
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