CFP: „Der erste Schritt ist allemal ein Stolpern“ - Hacks und Revolution, Berlin (15.04.2017)

Jana Koenig Discussion

P { margin-bottom: 0.21cm; } „Der erste Schritt ist allemal ein Stolpern“

Hacks und Revolution

Zehnte wissenschaftliche Tagung zu Werk und Leben von Peter Hacks

Sonnabend, 4. November 2017

10 bis 18 Uhr

Ort:  Magnus-Haus, Berlin

Am Kupfergraben 7, 10117 Berlin-Mitte

 

1955 siedelte Peter Hacks aus der Bundesrepublik in die DDR über. Er verteidigte diesen Staat auch nach dessen Untergang 1989/90. Ein solch positiver Bezug auf sozialistische Staatlichkeit impliziert auch einen positiven Bezug auf die Oktoberrevolution, deren 100. Jahrestag 2017 Anlass ist, sich grundlegend mit den Fragen zu befassen, die Hacks‘ Revolutionsverständnis aufwirft.

Dabei stellt sich die Problemlage für die verschiedenen Werkphasen unterschiedlich dar. Bekannt ist Hacks für sein Konzept einer postrevolutionären Dramaturgie, die für sein Schaffen zwischen Mitte der 1960er und der 1970er Jahre prägend war. Grundlage dieser Ästhetik war die Annahme, von der Basis eines gesicherten Sozialismus aus einen künstlerischen Vorgriff auf dessen Entwicklung unternehmen zu können. Zu fragen wäre erstens, ob und inwieweit auch in den Werken dieser Phase die Revolution als notwendige Voraussetzung des Folgenden gestaltet ist. Zweitens ist diese Zeit und mehr noch die folgende durch eine Verteidigung des bestehenden Staates gekennzeichnet. Dies führte auch zu einer Gegnerschaft gegen Autoren in der DDR, die – wie etwa Volker Braun – den Sozialismus gerade durch ein revolutionäres Aufbrechen bestehender Strukturen befördern wollten. Ebenso setzte sich Hacks mit westlichen Vorstellungen von Revolution auseinander, insbesondere denen von 1968.

Erlaubt die Betrachtung dieser Werkphase eine grundlegende Rekonstruktion des historischen Verhältnisses zwischen der Revolution als Aufbruch und einer aus linker Sicht zu bewahrenden Staatlichkeit, so stellen sich die Fragen für die Zeit davor und danach anders. In der Phase nach seinem Umzug in die DDR sah Hacks seine neue Heimat erst im Übergang zum Sozialismus. Diese Umwälzung wollte er durch ein an Brecht orientiertes Theater befördern. In diesen Zusammenhang gehören auch seine Bemühungen um ein didaktisches Theater, das mit kleinen, operativ einsetzbaren Stücken den Übergang zu einer sozialistischen Gesellschaft befördern sollte.

Nach 1989 ging es dann aus Hacks‘ Sicht zum einen um eine Analyse des Umbruchs, den er als Konterrevolution begriff, und damit um eine Analyse der innerhalb der sozialistischen Staaten handelnden politischen Kräfte. Zum anderen wurde aktuell, wie eine Revolution des wiederhergestellten Kapitalismus zu bewerkstelligen sei.

All diese Problemkreise hat Hacks nicht nur anhand der Entwicklung des Sozialismus thematisiert. Vielmehr weitete er den Blick auf frühere Revolutionen aus, wobei insbesondere der Französischen Revolution und ihrer Aufhebung durch Napoleon eine besondere Bedeutung zukommt. Dabei dient Hacks die Darstellung der Vergangenheit bei aller Eigengesetzlichkeit der Parteinahme in zeitgenössischen Konflikten. Auch diese historische Dimension, stets verbunden mit Hacks‘ ästhetischen Maßgaben und damit mit dem Verhältnis von revolutionärem Chaos und staatlicher Ordnung, soll durch die Tagung beleuchtet werden.

Neben übergreifenden Beiträgen zu den genannten Themen sind auch Vorschläge für Referate zu einzelnen Werken willkommen. Dies schließt neben Theaterstücken und Dramen wie Hacks’ Beiträgen zum didaktischen Theater und den Stücken „Moritz Tassow“, „Barby“ oder „Bojarenschlacht“ auch das essayistische Werk und Briefwechsel sowie Literatur für Kinder (z.B. „Die Babyherrschaft“) ein. Mögliches Thema wäre auch Hacks als Romanfigur mit einer bestimmten Haltung zu Staat und Revolution, so in Uwe Tellkamps „Der Turm“ und „Anne Willing“ von André Müller sen.

Ziel der Tagung ist es, das von Hacks literarisch gestaltete Verhältnis von Staat und Revolution zu rekonstruieren und damit ein nicht nur für das 20. Jahrhundert virulentes Problemfeld zu vermessen. Die Veröffentlichung ausgewählter Vorträge ist im Hacks Jahrbuch 2018 (Aurora Verlag) geplant.

 

Vorschläge für einen Vortrag, versehen mit einem Abstract von zirka 250/300 Worten, erbitten wir bis 15.4.2017 an:

j.becker@peter-hacks-gesellschaft.de


oder schriftlich an:


Peter-Hacks-Gesellschaft e.V. 

Jutta Becker


Markgrafenstr. 36

10117 Berlin

 

Die Tagungsgebühr beträgt 30 Euro / ermäßigt 20 Euro.

Die Anmeldung zur Tagung kann schriftlich, telefonisch oder per E-mail erfolgen.

Sie ist zu richten an:
 Peter-Hacks-Gesellschaft e.V.
, Frau Jutta Becker
, Markgrafenstr. 36, 
10117 Berlin
, Tel. 030-23 80 91 29, 
E-Mail: j.becker@peter-hacks-gesellschaft.de oder kontakt@peter-hacks-gesellschaft.de

 

 


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