CFP: Sammelband "Heinrich Leopold Wagner" (30.11.2016)

Lisa Wille Discussion

Sammelband Heinrich Leopold Wagner

Zu dem geplanten Sammelband Heinrich Leopold Wagner können noch weitere Themenvorschläge eingereicht werden, wozu wir herzlich einladen.

Der Straßburger Heinrich Leopold Wagner (1747 – 1779) ist vorrangig bekannt als der Verfasser des bürgerlichen Trauerspiels Die Kindermörderin (1776), das zu den wichtigsten Dramen des Sturm und Drang zählt, und Wagner unstrittig zu dessen Vertretern. Als Goethes Jugendfreund der Straßburger und Frankfurter Tage sowie als wichtiges Mitglied der damaligen Gruppenkonstellation unterhält Wagner zu Lenz, Klinger, Maler Müller und anderen Autoren freundschaftliche Beziehungen und nimmt mit seinen Texten wesentlichen Anteil am literarischen Leben der 1770er Jahre.

Der Sturm und Drang, der aus dem Protest der jungen Autoren entsteht, konstituiert sich als kritische Auseinandersetzung mit repressiven Strukturen, die sowohl die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts als auch die tradierten Regeln der Kunst betreffen. Diese Diskurse lassen sich auch bei Wagner wiederfinden. So bringt er mit der dramatisch innovativ gestalteten Kindermörderin als Erster Themen wie gewalttätige Sexualität, ungewollte Schwangerschaft, familiale und soziale Zwänge sowie die missliche Lage der Frau und den Kindsmord auf die zeitgenössische Bühne. Dabei wird der Blick nicht nur auf den tugendhaften Bürger gelenkt, auch seine Wert- und Normvorstellungen werden infrage gestellt und die Determination des Einzelnen durch die Gesellschaft aufgedeckt.

Wenngleich Wagner bereits mit 32 Jahren verstirbt, umfasst sein Œuvre weitere wichtige Werke, darunter etwa mehrere Gedichte sowie die als anekdotische Verserzählungen konzipierten Confiskablen Erzählungen (1774), die Literatursatiren Prometheus, Deukalion und seine Recensenten (1775) und Voltaire am Abend seiner Apotheose (1778), das bürgerliche Trauerspiel Die Reue nach der That (1775), der Fragment gebliebene Roman Leben und Tod Sebastian Silligs (1776), die theaterkritischen Briefe die Seylersche Schauspielergesellschaft und Ihre Vorstellungen zu Frankfurt am Mayn betreffend (1777), Übersetzungen von Lamberg, Montesquieu, Shakespeare, von Merciers Schubkarrn des Essighändlers (1775) und vor allem von dessen Programmschrift Neuer Versuch über die Schauspielkunst (1776), die alle im Kontext des Sturm und Drang zu lesen sind.

Mit der ersten Wagner-Monografie 1875 von Erich Schmidt und dem Beginn einer Wagner-Forschung lässt sich ein diskontinuierlicher Verlauf verzeichnen. Die exponierte Stellung der Kindermörderin gilt in der Wissenschaft als unangefochten und stellt auch einen wesentlichen Bestandteil der Sturm-und-Drang-Forschung dar. Dem restlichen Werk wurde bislang nur vereinzelt Aufmerksamkeit zuteil. Erst in jüngster Zeit lassen sich vermehrt Versuche in der Forschung erkennen, den Fokus über Die Kindermörderin hinaus zu öffnen und sukzessiv einen größeren Teil des Werks zu erschließen.

Heinrich Leopold Wagner verdient es, dass sich die Wissenschaft endlich intensiv mit ihm beschäftigt und die Monofokussierung auf seine Kindermörderin aufgebrochen wird. Dazu will dieser Band einen entscheidenden Beitrag leisten, er soll die Bedeutung Wagners als eigenständiger Autor und als wichtiger Debattenbeiträger des Sturm und Drang würdigen.

Wir freuen uns über Beiträge, die sich entweder dezidiert mit ausgewählten Texten von Heinrich Leopold Wagner befassen oder allgemein seine Stellung im Spannungsfeld literarischer, philosophischer, theologischer, juristischer oder (musik)ästhetischer Diskurse des 18. Jahrhunderts thematisieren. Die bislang nur marginal oder gar nicht wahrgenommenen sog. kleineren Arbeiten sollen ebenfalls detailliert analysiert werden.

 

Arbeitszeitplan und Fristen:

  1. bis zum 30. November 2016: Themenvorschlag inkl. kurzem Abstract per E-Mail,
  2. bis zum 31. Oktober 2017: Abgabefrist für fertiggestellte Beiträge,
  3. Herbst/Winter 2018: Veröffentlichung.

Der Umfang Ihres Beitrags sollte 25 Manuskriptseiten nicht übersteigen.

 

Herausgeber des Sammelbandes / Kontaktadresse

Prof. Dr. Matthias Luserke-Jaqui; Lisa Wille, M.A.

Technische Universität Darmstadt
Institut für Sprach- u. Literaturwissenschaft
Dolivostraße 15
64293 Darmstadt


luserke@linglit.tu-darmstadt.de

wille@linglit.tu-darmstadt.de


Diese Ankündigung wurde von H-GERMANISTIK [Lukas Büsse] betreut – editorial-germanistik@mail.h-net.msu.edu