CFP: Fictional/Fiktionale Interviews, Baltimore (30.09.2016)

Torsten Hoffmann Discussion

Daniel Bowles (Boston College) / Torsten Hoffmann (Goethe-Universität Frankfurt)

[deutscher Text unten]

Faking Authenticity: Fictional Interviews in Literature and Other Media
Panel NeMLA 2017, March 23-26, Baltimore

Interviews are typically understood as factual texts. In literary studies they have long been treated—if at all—as paratexts that envelop and elucidate the ‘proper’ literary text. Since its invention in journalistic practice of the nineteenth century, however, the interview has also constituted a fictional narrative form, both within and independent of ‘literary’ texts. In the 1870s, for instance, Julius Stettenheim published imagined newspaper interviews with Bismarck, Richard Wagner, and others, among them fictional characters. Here, as in the fake television interviews Alexander Kluge has conducted for several years now with Helge Schneider and Peter Berling, the humor arises from the interview’s promise of authenticity, which it maintains in obviously fictive contexts as well. Contemporary manuals for journalists even suggest that the printed interview aim less for authenticity than attractiveness (the most radical implementation of which, the falsified interviews of Tom Kummer, led to scandal). In literary texts since the mid-twentieth century, interviews have increasingly featured as a new, playful form of narration in which fictionality may be obvious (Wolf Haas’ Das Wetter vor 15 Jahren or John von Düffel’s KL), veiled (Wolfgang Herrndorf’s Die Rosenbaum-Doktrin), or held in abeyance (Kathrin Röggla’s wir schlafen nicht). Interviews in novels that suggest factuality (like those of Thomas Meinecke) present special cases. Beyond the novel, interviews form the basis for theatrical works and films, too. What’s more, the increasingly creative world of publishing has used the fictional interview as a marketing ploy, such as when Fischer Verlag promoted an interview between Felicitas Hoppe and her novelistic double “fh” on its homepage. Taking up recent research into the literariness of interviews, this panel seeks papers in either English or German that analyze and compare the textual strategies and functions of fictional interviews in texts and other media.

If interested, please submit a 300-word abstract through the following link: https://www.cfplist.com/nemla/Home/S/16240

Contact: bowlesd@bc.edu; t.hoffmann@lingua.uni-frankfurt.de

 

Konstruierte Authentizität. Fiktionale Interviews in Literatur und anderen Medien
Panel NeMLA 2017, 23.-26. März, Baltimore/USA

Interviews werden in der Regel als faktuale Texte rezipiert. In der Literaturwissenschaft hat man sie lange – wenn überhaupt – als Paratexte verhandelt, die den eigentlichen literarischen Text umgeben und erklären. Doch seit der Erfindung des journalistischen Interviews im 19. Jahrhundert wird es auch als fiktionale Erzählform genutzt, und zwar innerhalb wie außerhalb literarischer Texte. Julius Stettenheim veröffentlicht schon in den 1870er Jahren ausgedachte Zeitschrifteninterviews mit Bismarck, Richard Wagner und anderen, darunter auch fiktive Figuren. Hier wie in den Fake-Fernseh-Interviews, die Alexander Kluge seit einigen Jahren mit Helge Schneider und Peter Berling führt, entsteht die Komik aus dem Authentizitätsversprechen des Interviews, das es auch in offensichtlich fiktionalen Kontexten beibehält. Und selbst in aktuellen Interviewhandbüchern für Journalisten kann man nachlesen, dass das gedruckte Interview weniger authentisch als attraktiv sein müsse (was in seiner radikalsten Umsetzung, den gefälschten Interviews Tom Kummers, zum Skandal geführt hat). In literarischen Texten werden Interviews seit Mitte des 20. Jahrhunderts vermehrt als neue Spielform des Erzählens eingesetzt – wobei die Fiktionalität offengelegt (u.a. in Wolf Haas’ ‚Das Wetter vor 15 Jahren‘ oder in John von Düffels ‚KL‘), verschleiert (so bei Wolfgang Herrndorfs ‚Die Rosenbaum-Doktrin‘) oder in der Schwebe gehalten werden kann (etwa im Fall von Kathrin Rögglas ‚wir schlafen nicht‘). Einen Sonderfall stellen Interviews in Faktualität suggerierenden Romanen (etwa von Thomas Meinecke) dar. Darüber hinaus werden Interviews als Grundlage von Theaterstücken (u.a. bei Angela Richter) oder Filmen genutzt. Im Kontext eines immer kreativer operierenden Literaturbetriebs wird das fiktionale Interview zudem als Werbemaßnahme eingesetzt, wenn etwa der Fischer-Verlag ein Interview von Felicitas Hoppe mit ihrem Romandouble ‚fh‘ auf seine Homepage setzt.

Anschließend an die jüngste literaturwissenschaftliche Interviewforschung, die sich zunehmend für die Literarizität von Interviews interessiert, sollen in diesem Panel Textstrategien und Funktionen fiktionaler Interviews in Texten und anderen Medien analysiert und verglichen werden. Es sind deutsch- und englischsprachige Beiträge willkommen. Eine Übernahme von Reisekosten ist leider nicht möglich.

Abstracts (von 300 Wörtern) sind bis zum 30.9.2016 über diesen Link einzureichen: https://www.cfplist.com/nemla/Home/S/16240.

Kontakt: bowlesd@bc.edu; t.hoffmann@lingua.uni-frankfurt.de

 

Diese Ankündigung wurde von H-GERMANISTIK [Alexander Nebrig] betreut – editorial-germanistik@mail.h-net.msu.edu