KONF: Deutschsprachiger Rundfunk im Exil, Deutsches Rundfunkarchiv, Potsdam-Babelsberg (29.06.-01.07.2023)
Internationale Tagung: Deutschsprachiger Rundfunk im Exil – Deutsche Emigrantinnen und Emigranten und die Rundfunkarbeit im Widerstand gegen das nationalsozialistische Deutschland (1933—1945) (Teil II)
Die Tagung wird veranstaltet von der Justus-Liebig-Universität Gießen in Verbindung mit dem Deutschen Rundfunkarchiv Potsdam
Die Tagung wird durch die DFG gefördert
Organisation/Leitung: Prof. Dr. Carsten Gansel, Prof. Dr. Sascha Feuchert und Dr. Hans Sarkowicz
Tagungsort: DRA Potsdam-Babelsberg, Marlene-Dietrich-Allee 20.
Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten gingen zahlreiche Intellektuelle, Wissenschaftler und Kulturschaffende ins Exil, die sich als politische Gegner verstanden oder auf Grund der nationalsozialistischen Repressions- und Rassenpolitik verfolgt wurden. Unter ihnen waren bekannte Schriftstellerinnen und Schriftsteller wie Heinrich und Thomas Mann, Bertolt Brecht, Anna Seghers, Elias Canetti, Alfred Döblin, Hilde Domin, Lion Feuchtwanger, Bruno Frank, Egon Erwin Kisch, Annette Kolb, Fritz Erpenbeck oder Arnold Zweig. Zusammen mit anderen Emigranten schrieben und gestalteten sie deutschsprachige Rundfunkprogramme zunächst in Frankreich, Spanien und der Sowjetunion, später, kurz vor und während des Zweiten Weltkriegs, auch in Großbritannien und den USA. Die bekannteste und im nationalsozialistischen Deutschland oft gehörte Stimme war die von Thomas Mann mit seinen Radioreden „Deutsche Hörer“, die über den deutschsprachigen Dienst der BBC gesendet wurden. Die Alliierten entwickelten während des Zweiten Weltkriegs ein in Formen und Inhalten hoch komplexes Netz von offiziellen und „schwarzen“, also getarnten Sendern für Hörer in Deutschland (Vgl. Hans Sarkowicz 2016). Emigrierten Kulturschaffenden kam in diesen Programmen eine wichtige Funktion zu, vor allem was die inhaltliche Ausgestaltung betraf. Zahlreiche der an der Rundfunkarbeit Beteiligten kehrten nach Kriegsende mit den alliierten Besatzungstruppen nach Deutschland zurück und engagierten sich beim Aufbau des Mediensystems in den verschiedenen Besatzungszonen und sodann in den beiden deutschen Staaten. Die Exilforschung wie auch die Rundfunkgeschichtsschreibung haben allerdings den Gegenstand erst spät in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Zu Beginn der 1980er Jahre wurde innerhalb des Schwerpunktes „Exilforschung“ von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ein Projekt gefördert, das eine Übersicht über die deutschsprachigen Rundfunkaktivitäten im Exil geben sollte. Die Forschungsergebnisse erschienen 1986 in dem von Conrad Pütter herausgegebenen Band „Rundfunk gegen das ‚Dritte Reich‘“. Nach der Veröffentlichung des Handbuches sind keine weiteren grundlegenden Studien entstanden, die an diese Vorarbeit anknüpfen und eine Gesamtschau der Rundfunkaktivitäten deutscher Emigranten versuchen, auch nicht nachdem 1989 der Zugang zu bis dahin verschlossenen Archiven möglich wurde. Auch die systematische Erfassung der entsprechenden Bestände in deutschen und internationalen Archiven ist bisher lediglich vereinzelt erfolgt (vgl. Carola Tischler 2006). Es existieren bislang nur wenige, allerdings wichtige Beiträge zu Teilaspekten des Gegenstandes. Gleichwohl: Zentrale Aspekte der Rundfunkarbeit im Exil sind nach wie vor nicht in den Fokus der Darstellung gerückt worden. Diesem Umstand trägt die Tagung Rechnung und will bislang offene Fragen diskutieren.
Programm:
Donnerstag, den 29.06.2023
14:00 – 14:30 ERÖFFNUNG Prof. Dr. Carsten Gansel (Gießen) Dr. Hans Sarkowicz (Frankfurt/M.) Prof. Dr. Sascha Feuchert (Gießen)
14:30 – 15:15 Prof. Dr. Paul Michael Lützeler (St. Louis) Thomas Manns „Deutsche Hörer“
14:15 – 16:00 Dr. Hans Sarkowicz (Frankfurt/M.) Deutsche Rundfunkpropaganda während des Zweiten Weltkriegs
16:00 – 16:45 Friedrich Dethlefs (Frankfurt/M.) Über die Sammeltätigkeit und den Bestand des DRA für die Zeit 1933 bis 1945
16:45 – 17:00 Kaffeepause 17:00 – 18:00 Führung durch das Rundfunkarchiv (Dr. Jörg-Uwe Fischer, Potsdam)
Freitag, den 30.06.2023
09:30 – 10:15 Dr. habil. Bernhard Bayerlein (Bochum) Zum französischen Freiheitssender zu Beginn des Zweiten Weltkriegs und zu den Rundfunkinitiativen der Deutschen Freiheitspartei
10:15 – 11.00 Johanna Walcher (Innsbruck) Veränderungen in der Medienlandschaft mit 1933. Eine Sondierung von Darstellungen zur Situation des Rundfunks in der Presse
11:00 – 11:45 Prof. Dr. Tatyana Yudina (Moskau) Der Sender „FREIES DEUTSCHLAND“. Transformation der diskursiven Konventionen nach der Stalingrad-Schlacht
11:45 – 12:30 Prof. Dr. Carsten Gansel (Gießen) Antifaschistisches Exil und der Rundfunksender „Freies Deutschland“ – Zu Hedda Zinner und Fritz Erpenbeck
Mittagspause
13:30 – 14:15 Dr. Carola Tischler (Berlin) Die Geisterstimme aus der Sowjetunion 14:15 – 15:00 Prof. Dr. Konrad Dussel (Mannheim) Die Schweizer Hörfunkprogramme während des Zweiten Weltkriegs
15:00 – 15:45 Dr. Norman Ächtler (Gießen) Vom Kampf gegen Hitler zum Kampf für eine demokratische Öffentlichkeit: Fritz Eberhard und der Rundfunk
16:15 – 17:45 Prof. Dr. Wolfgang Mühl-Benninghaus (Berlin) Das Radio und die Berichte über die Nürnberger Prozesse
17:45 – 18:30 Dr. Monika Hernik (Zielona Góra/Potsdam) Polnische Rundfunkarbeit im Untergrund
18:30 – 19:15 Prof. Dr. Clemens Zimmermann (Saarbrücken) Radiohörer in Deutschland während der NS-Zeit und das Abhörverbot für ausländische Sender
Samstag, den 01.07.2023
09:30 – 10:15 Dr. Anja Schäfers (Münster) Die Soldatensender der Westalliierten während des Zweiten Weltkriegs und der frühen Nachkriegszeit
10:15 – 11:00 Dr. Christoph Classen (Potsdam) (Potsdam) Die „Westemigranten“ in der DDR
11:15– 12:00 Prof. Dr. Roland Innerhofer und Dr. Volker Kaukoreit (Wien) Erich Frieds Tätigkeit für den ‚German Service‘ der BBC – am Beispiel seiner „Persönlichen Betrachtungen“ 1953–1968
12:00 – 12:45 Prof. Dr. Sascha Feuchert (Gießen) Deportation, Ghetto und Lager als konkrete Themen im Exil-Rundfunk
12:45 Abschlussdiskussion
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Redaktion: Constanze Baum – Lukas Büsse – Mark-Georg Dehrmann – Nils Gelker – Markus Malo – Alexander Nebrig – Johannes Schmidt
Diese Ankündigung wurde von H-GERMANISTIK [Lukas Büsse] betreut – editorial-germanistik@mail.h-net.msu.edu
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