CFP: Sprachkritik und Sprachzweifel in der österreichischen Literatur (von 1945 bis zur Gegenwart), Saarbrücken (30.11.2022)

Stephanie Blum Discussion

Universität des Saarlandes, Saarbrücken, 24. und 25.08.2023

Reflexionen über Darstellungs- und Ausdrucksmöglichkeiten mittels Sprache sind so alt wie die Literatur selbst. Literatur konstituiert sich sogar über poetische Abweichungen von der Alltagssprache sowie ihre sprachbewussten und sprachreflexiven Eigenschaften. Immer wieder werden in literarischen Texten die Grenzen des sprachlich Darstellbaren ausgelotet oder Zweifel an einer sprachlichen sowie adäquaten Erfassung der Welt artikuliert. Sprachkritik und Sprachzweifel können auf ganz unterschiedliche Art und Weise präsent sein: Etwa über Aussagen auf Handlungs- oder Erzählebene oder selbstreflexive Passagen, explizit oder implizit durch Symbolik des Schweigens sowie Darstellung scheiternder Kommunikationsakte, über experimentelle Sprachspiele und Abweichungen vom gängigen Sprachgebrauch oder über die Verweigerung von Sinnhaftigkeit. So werden Sprachkritik und Sprachzweifel einerseits auf Ebene der Literatur dazu genutzt, über das Verhältnis von Kunst, potenzieller Wirklichkeit und Erkenntnis zu reflektieren, aber auch um andererseits über den literarischen Text hinaus auf gesellschaftliche oder politische Missstände hinzuweisen.

Ausgehend von einer klassisch-modernen Sprachkrise an der Wende zum 20. Jahrhundert sind es prominente Beispiele der österreichischen Literatur, in denen Sprachkritik und Sprachzweifel besonders präsent zu sein scheinen. In ihnen äußert sich der Einfluss sprachskeptischer Philosophen, wie beispielsweise Fritz Mauthner und im Laufe des 20. Jahrhunderts hauptsächlich Ludwig Wittgenstein. Aber auch eine spezifisch sprachkritische Tradition lässt sich in Verbindung mit sozialhistorischen Krisen und Veränderungsprozessen feststellen, beispielsweise als Reaktion auf gesellschaftliche Sprachklischees und propagandistischen Missbrauch der Sprache oder als Sprachverlust angesichts der Verbrechen während der NS-Zeit sowie des Schweigens darüber in der Nachkriegszeit.

Diese Phänomene möchte die Tagung zum Ausgangspunkt nehmen, um Sprachkritik und Sprachzweifel in der österreichischen Literatur von 1945 bis zur Gegenwart diskutieren. Der Fokus soll auf literarischen Texten aller Gattungen von österreichischen Autor:innen liegen, die sich explizit sprachkritisch äußern, ihre Sprachverwendung in diesem Zusammenhang reflektieren oder Sprachskepsis artikulieren.

Mögliche Ansätze wären hierbei

  • die Einordnung von Sprachkritik und Sprachzweifel in philosophische oder gesellschaftspolitische Diskurse.
  • das Herausarbeiten von gattungsspezifischen Besonderheiten, in denen sich Sprachkritik und Sprachzweifel äußern.
  • die Einordnung der sprachkritischen Phänomene in die jeweilige Poetik der Autor:innen oder literarischer Gruppen(bildungen).
  • das Herausarbeiten von spezifisch österreichischen Traditionsbezügen sowie von Topoi und Motiven der Sprachkritik oder des Sprachzweifels.
  • die Analyse von besonderen sozialhistorischen oder medialen Konstellationen, die Sprachkritik und Sprachzweifel bedingen.

Veranstaltet wird die Tagung von der Arbeitsstelle für Österreichische Literatur und Kultur (AfÖLK) der Fachrichtung Germanistik an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. Reise- und Übernachtungskosten im üblichen Rahmen werden übernommen. Geplant ist eine anschließende Veröffentlichung der Beiträge in einem Sammelband.

Bitte senden Sie Ihre Beitragsvorschläge von nicht mehr als einer Seite Länge sowie kurze Angaben zur Person bis zum 30.11.2022 an Dr. Stephanie Blum (stephanie.blum@uni-saarland.de). Vorgesehen sind Vorträge von ca. 20-30 min mit anschließender Diskussion.

 

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Redaktion: Constanze Baum – Lukas Büsse – Mark-Georg Dehrmann – Nils Gelker – Markus Malo – Alexander Nebrig – Johannes Schmidt

Diese Ankündigung wurde von H-GERMANISTIK [Mark-Georg Dehrmann] betreut – editorial-germanistik@mail.h-net.msu.edu