KONF: Extremereignis ›Kältewinter‹ im 18. Jahrhundert. Spuren in der zeitgenössischen Literatur, Kultur und Wissenschaft, Halle (06.-7.10.2022)

Anna Axtner-Borsutzky's picture

KONF:

Das 18. Jahrhundert darf – nicht allein aufgrund des Erdbebens von Lissabon 1755 – als Wendepunkt in der Beschreibung und Deutung von Extremereignissen gelten. In den Ausläufern der kleinen Eiszeit legen vor allem durch das Wetter verursachte Unglücke und ihre Verschriftlichung Zeugnis von diesem Wandel ab. Der Workshop soll dazu dienen, interdisziplinäre Konzepte und Methoden im Umgang mit Quellen des 18. Jahrhunderts am Beispiel der Kältewinter dieser Zeit (in außergewöhnlichem Maße in den Jahren 1709, 1740, 1783/84) zu erproben. Sind historische Klimaforschung und Umweltgeschichte mittlerweile fest institutionalisierte Teildisziplinen ihrer Fachkulturen, gilt anderes für die Literaturwissenschaften: Noch ist die mediale und schriftliche Tradierung von Katastrophenerinnerung weder in ihrer narrativen noch ideengeschichtlichen Verfasstheit hinreichend erforscht, ihr möglicher Beitrag für eine Unterstützung anderer Disziplinen bleibt schwach. Gerade auch aufgrund der weiträumigen Ausdehnung der Kältewinter über ganz Europa von den britischen Inseln bis in das russische Zarenreich, von den skandinavischen Gebieten bis zu den südlichen Ausläufern am Mittelmeer erscheint dieser Ansatz so ertragreich und ist auch der intereuropäische, grenzüberschreitende Wissenstransfer ein zentraler Gegenstand des Workshops.

 

Weitere Auskünfte zur Veranstaltung erteilen:

Dr. Anna Axtner-Borsutzky: a.axtner-borsutzky@hu-berlin.de

Dr. Joana van de Löcht: van.de.loecht@uni-muenster.de

 

Donnerstag, 06. Oktober 2022

9.00–9.30       Begrüßung und Eröffnung (Anna Axtner-Borsutzky, Joana van de Löcht)

[Sektion 1: Umweltwissenschaftliche und historische Perspektiven. Moderation: Alexander Kästner]

9.30–10.15     Rüdiger Glaser / Michael Kahle (Freiburg): Winterkälte im 18. Jahrhundert: Verlauf, Extreme und Wirkpfade der Kälte – eine analoge und digitale Spurensuche

10.15–11.00   Dominik Collet (Oslo): Drei Jahre Winter. Klimakulturen in der Anomalie 1770–1772

11.00–11.30   Kaffeepause

11.30–12.15   Doris Gruber (Wien): Der Kältewinter von 1740 in der zeitgenössischen Druckpublizistik.

12.15–13.00   Anne Purschwitz (Halle): Kältewinter und hallesche Presse (1740 und 1783/84 im Vergleich)

13.00–14.30   Mittagsimbiss

[Sektion 2: Kulturelle Folgen der Kälte. Moderation: Rebecca Thoss]

14.30–15.15   Anna Axtner-Borsutzky (Berlin): Kältewinter im Journal: C. C. L. Hirschfelds Moralische Wochenschrift „Der Winter“

15.15–16.00   Christoph Weber (Texas): „Höhenrauch” in den Jahren 1783/84

16.00–16.30   Kaffeepause

 [Moderation: Friedrich Vollhardt]

16.30–17.15   Urs Büttner (Düsseldorf): »Hört der so fest gesetzte Lauf / Der nimmer unterbrochnen Ordnung, im Reiche der Natur, denn auf«? Zu den Anfängen Literarischer Meteorologie in den späten Gedichten Barthold Heinrich Brockes‘

17.15–18.00   Eric Achermann (Münster): Holzfrevel und Forstgerichtsbarkeit. Kälte, Energieversorgung und Delinquenz

Freitag, 07. Oktober 2022

[Sektion 3: Winterliche Künste. Moderation: Philipp Schad]

9.00–9.45       Joana van de Löcht (Münster): Zwischen Not und Gemütlichkeit. Zur Entwicklung der Winterdichtung im 18. Jahrhundert.

9.45–10.30     Lena März (Konstanz): »… so weiß wie Schnee« – Von Entstehung bis Verlust der Winterlandschaften des 17. Jahrhunderts.

10.30–11.00   Kaffeepause

11.00–11.45   Sarah Goeth (Innsbruck): Finsternis und kalte Herzen. Das frostige Erbe der Aufklärung

11.45–12.30   Esma Cerkovnik (Zürich): Der Klang der Katastrophen. Musikalische Spiegelungen der natürlichen Geschehnisse in Italien am Anfang des 18. Jahrhunderts

13.15–14.00   Ausklang und Mittagsimbiss

 

 

Veranstaltungsort:

Interdisziplinäres Zentrum für die Erforschung der

Europäischen Aufklärung (IZEA)

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Franckeplatz 1, Haus 54

06110 Halle (Saale)

Tel.: 0345/5521781

Kontakt und Anmeldung: izea@izea.uni-halle.de

Die Tagung findet im Christian-Thomasius-Zimmer des IZEA statt.

Die Tagung wird zusätzlich großzügig aus Mitteln der Fritz-Thyssen-Stiftung gefördert.

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Förderpreis für junge Aufklärungsforschung

Der Förderpreis für junge Aufklärungsforschung ist vom IZEA und der Alexander von Humboldt-Professur für Neuzeitliche Schriftkultur und europäischen Wissenstransfer 2021 erstmals vergeben worden. Mit dem Förderpreis sollten gezielt jüngere Forscherinnen und Forscher angesprochen werden. Gefördert wird ein Workshop-Konzept, das von den GewinnerInnen des Preises organisiert wird.