CFP: XV. IVG-Kongress 2025: Krise und Modernität. Krisendiskurse als Medium der Selbstreflexion in der klassischen Moderne (1880−1930), Graz (01.11.2022)

Tobias Unterhuber Discussion

XV. Kongress der IVG: „Sprache und Literatur in Krisenzeiten“ Karl-Franzens-Universität Graz (20.-27. Juli 2025)

Sektion „Krise und Modernität. Krisendiskurse als Medium der Selbstreflexion in der klassischen Moderne (1880−1930)“

Sektionsleitung: Valérie Leyh (Namur), Maurizio Pirro (Milano), Dirk Rose (Innsbruck)

Krisen sind definiert als Ausnahmesituationen, die sich räumlich, vor allem aber zeitlich abgrenzen lassen. Sie signalisieren meist eine Übergangsperiode. Mit Blick auf die Geschichte der Moderne muss man freilich konstatieren, dass die Krise in der einen oder anderen Form fast permanent präsent gewesen ist. Krisendiskurse scheinen nicht die Ausnahme, sondern die Regel zu sein. Ausgehend von diesem Befund, möchte das Panel diskutieren, inwieweit Krisendiagnostik und Krisendiskurse ein Medium der Selbstreflexion innerhalb der Moderne darstellen. Schließlich wurde auch die programmatische Moderne in ihrer Frühzeit (etwa 1880−1900) zunächst als eine Übergangsperiode konzipiert, bis sich mehr und mehr die Einsicht durchzusetzen begann, dass man im Grunde sowohl sozial wie technisch und kulturell in eine neue Epoche eingetreten war. Krisendiagnosen scheinen zwar einerseits eine probate Bewältigungsstrategie für die Widersprüche der Moderne, andererseits wohnt ihnen aber ein Abnutzungsmoment inne, je länger die Moderne andauert und krisenhafte Phänomene damit in die Routine absinken. Darüber hinaus beinhaltet eine Krise, die auf Dauer gestellt ist, sowohl diskursive als auch darstellungstechnische Probleme, da ihr der Moment der Katharsis fehlt bzw. dieser in eine utopische (oder dystopische) Zukunft verschoben werden muss. Der Krisendiskurs der Moderne erweist sich so in vielfältiger Hinsicht als Basis für eine Vielzahl an philosophischen, literarischen, ästhetischen und publizistischen ‚Bewältigungsstrategien‘ der Moderne. Diesen Zusammenhang herzustellen und in einem internationalen Forschungskontext auf seine selbstreflexiven Potentiale hin zu befragen, ist das Ziel des Panels. Zu folgenden Themenschwerpunkten sind daher Vorträge besonders erwünscht:

  • Verschränkung von Krise- und Modernediskurs in der Publizistik und Philosophie der klassischen Moderne
  • Krisendiskurse der Moderne am Ende des 19. Jahrhunderts und in der Zwischenkriegszeit im Vergleich
  • Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Krisendiskursen im deutschsprachigen Raum; auch im Vergleich zu anderen europäischen Ländern
  • Systematische Fragestellungen zur Positionierung von Krisendiskursen im Selbstbeschreibungshaushalt der Moderne
  • Darstellungsästhetische Bewältigungsstrategien von Krisenphänomenen in Kunst, Literatur und Medien
  • Topographisch konnotierte Paradigmen zur Differenzierung von Krisendiskursen: Europa vs. Amerika, Morgenland vs. Abendland
  • Genealogien von Krisendiskursen als Strategie der Historisierung: Rückbesinnung auf andere Krisenmomente in der Vergangenheit
  • Krisenbezogene Diskursmodelle und ihre Reaktivierung am Ende des 19. Jahrhunderts: Kulturkritik, Totalitätsverlust, Fragmentarisierung
  • Periodisierungsbegriffe als Dispositiv zur Krisendarstellung: Moderne, Fin de siècle, Jahrhundertwende, Klassische Moderne

Bitte senden Sie Ihr Abstract (ca. eine halbe Seite) zusammen mit einer Kurzbiographie bis zum 1. November 2022 an valerie.leyh@unamur.be, maurizio.pirro@unimi.it, dirk.rose@uibk.ac.at. Wir werden uns dann Ende November/Anfang Dezember bei Ihnen melden und Ihnen mitteilen, ob Ihr Vorschlag angenommen wurde. Bitte denken Sie daran, dass im Anschluss eine Anmeldung beim IVG nötig ist.


Redaktion: Constanze Baum – Lukas Büsse – Mark-Georg Dehrmann – Nils Gelker – Markus Malo – Alexander Nebrig – Johannes Schmidt

Diese Ankündigung wurde von H-GERMANISTIK [Johannes Schmidt] betreut – editorial-germanistik@mail.h-net.msu.edu

Categories