CFP: XV. IVG-Kongress 2025: Postmigrantische Erzählungen – Mehrdeutige und mehrsprachige Texte in Perspektiven des Faches Deutsch als Fremd- und Zweitsprache, Graz (15.11.2022)

Paula Popp Discussion

XV. Kongress der Internationalen Vereinigung für Germanistik Sprache und Literatur in Krisenzeiten” in Graz vom 20. bis 27. Juli 2025

 

Sektion:

Postmigrantische Erzählungen – Mehrdeutige und mehrsprachige Texte in Perspektiven des Faches Deutsch als Fremd- und Zweitsprache

Sektionsleitung:

Assoc. Prof. Dr. Müzeyyen Ege (Marmara Universität Istanbul, Türkei)

Prof. Dr. Almut Hille (Freie Universität Berlin, Deutschland)

Assist. Prof. Dr. Aglaia Blioumi (National and Kapadistrioan University of Athens, Griechenland)

Kongresswebseite: https://ivg-kongress-2025.uni-graz.at/de/xv.-ivg-kongress-2025/

 

Postmigrantische Erzählungen – Mehrdeutige und mehrsprachige Texte in Perspektiven des Faches Deutsch als Fremd- und Zweitsprache

Das heutige Europa ist kaum denkbar ohne die Mobilität einer grenzüberschreitenden transnationalen Migration, die sich insbesondere in den Großstädten bündelt. Mit transnationaler Migration ist hier gemeint, dass für viele Migrant*innen und deren Nachkommen – die unterschiedliche ‚Orte’ in ihrem Alltag miteinander verbinden – Mobilität zur Grundlage ihrer Lebensentwürfe wird. Deren Dynamik und die mit ihr einhergehenden Identitäts- und Zugehörigkeitskonzepte sind geprägt durch Prozesse von Entortung, Neuverortung und Mehrdeutigkeit, die inzwischen nicht nur in der neueren Migrationsforschung, sondern vor allem als künstlerische Narrative in Deutschland öfter mit dem Begriff des „Postmigrantischen“ erfasst werden. Seit den 1990er Jahren kommen z. B. im deutsch-türkischen Kontext die Nachkommen der Migrant*innen in Deutschland mit künstlerischen Produktionen stärker zu Wort. Nicht nur in der Literatur, sondern auch im Film und im Theater schreiben die „Postmigrant*innen“ Migrationsgeschichte(n) aus ihrer Perspektive radikal neu, deuten negative Zuschreibungen subversiv und ironisch um und schaffen in Auseinandersetzung mit den Bedingungen vor Ort eigene urbane Räume, so genannte „Transtopien“ (Yildiz/Hill 2015: 32). In solchen „Transtopien“ werden scheinbar entfernte, lokale wie grenzüberschreitende Elemente miteinander verbunden und zu urbanen (Text-)Strukturen, Identitäts- und Zugehörigkeitskonzeptionen sowie Kommunikationsformen verdichtet.

Die Vielfältigkeit der künstlerischen Zugänge im Bereich dieser urbanen „Topografien“ in Literatur, Film und Theater sowie ihrer heterogenen Gestaltungsformen soll im Mittelpunkt der Sektion stehen. Beleuchtet wird ein postmigrantischer Diskurs, der individuell selbstbestimmte Mehrfachidentitäten und -zugehörigkeiten in den Vordergrund stellt und binäre polarisierende Fremdbilder dekonstruiert. Der Begriff des „Postmigrantischen” soll dabei um das Konzept der Remigration erweitert werden, d. h. konkret spielen auch die Texte von Autor*innen, die in die Herkunftsländer ihrer Familien remigriert sind, eine Rolle. Von Interesse sind die Mehrdimensionalität und Mehrdeutigkeit ästhetischer Texte, aber auch deren gesellschaftliches Interventions- und Subversionspotenzial.

Die Lektüren von Kunst und Literatur, Film und Theater in der Perspektive des „Postmigranischen” bieten vielfältige Anknüpfungspunkte für das sprachliche, kulturelle und literarisch-ästhetische Lernen im Fach Deutsch als Fremd- und Zweitsprache. Unter Einbezug einer Vielfalt von medialen Formaten können kreative Umdeutungen und Neuschreibungen, Mehrfachkodierungen und Erzählstrategien reflektiert werden. Durch Verfahren einer Performativen Didaktik können sie in besonderem Maße erlebt und angeeignet werden.

 

Fragestellungen:

Die inhaltlichen Schwerpunkte der Sektion liegen in der Auseinandersetzung mit postmigrantischen Narrativen in Literatur, Film und Theater sowie einer Performativen Didaktik im Unterricht Deutsch als Fremd- und Zweitsprache. Die Vorträge können sich etwa dem Begriff des Postmigrantischen selbst widmen oder den Lektüren postmigrantischer Texte im Kontext von Deutsch als Fremd- und Zweitsprache, sie können Auseinandersetzungen mit sprach-, literatur- und kulturwissenschaftlichen Positionen in den Konzeptualisierungen von Lehr- und Lernprozessen anregen, didaktische und methodische Fragestellungen reflektieren sowie Unterrichtsbeispiele und -modelle, ggf. auch empirische Studien vorstellen.

 

Literaturauswahl:

Alkın, Ömer (Hrsg.) (2017): Deutsch-Türkische Filmkultur im Migrationskontext. Wiesbaden: Springer.

Foroutan, Naika (2019): Die postmigrantische Gesellschaft. Ein Versprechen der pluralen Demokratie. Bielefeld: transcript.

Geiser, Myriam (2014): Der Ort transkultureller Literatur in Deutschland und Frankreich: Deutsch-türkische und frankomaghrebinische Literatur der Postmigration. Würzburg.

Heimböckel, Dieter / Tropper, Elisabeth (Hg.) (2017): Vorstellung Europa. Performing Europe. Interdisziplinäre Perspektiven auf Europa im Theater der Gegenwart. Theater der Zeit Verlag: Berlin.

Hill, Marc / Yıldız, Erol (Hg.) (2018): Postmigrantische Visionen. Erfahrungen – Ideen – Reflexionen. Bielefeld: transcript.

Hille, Almut / Schiedermair, Simone (2021): Literaturdidaktik Deutsch als Fremdsprache und Zweitsprache. Tübingen: Narr.

Yıldız, Erol / Marc Hill (Hg.) (2015): Nach der Migration. Postmigrantische Perspektiven jenseits der Parallelgesellschaft. Bielefeld: transcript.

 

 

Rückmeldungen mit Vortragstiteln und Abstracts (ca. 500 Wörter) sind bitte bis zum 15.11.2022 einzureichen bei:

mege@marmara.edu.tr

almut.hille@fu-berlin.de

ablioumi@gs.uoa.gr


Redaktion: Constanze Baum – Lukas Büsse – Mark-Georg Dehrmann – Nils Gelker – Markus Malo – Alexander Nebrig – Johannes Schmidt

Diese Ankündigung wurde von H-GERMANISTIK [Johannes Schmidt] betreut – editorial-germanistik@mail.h-net.msu.edu