ANK: „Ihn dauerte die leidende Kreatur“ - Symposium zu Peter Maiwald, Düsseldorf (22.09.2022)

Enno Stahl Discussion

Peter Maiwald war ein politischer Lyriker von hoher Qualität - wortgewaltig, witzig und bisweilen schneidend scharf. 1946 in Nürtingen geboren, lebte er viele Jahrzehnte bis zu seinem Tod 2008 in Düsseldorf, das sein Lebens- und Arbeitsmittelpunkt war. Immer sympathisierte er mit den Schwachen, den kleinen Leuten bot er mit seinen Gedichten ein Sprachrohr. Das würdigte auch Marcel Reich-Ranicki, der ihn bewunderte und förderte.

 „… Maiwald gehörte nicht zu jenen, die die Welt herausfordern, vielmehr zu jenen, die sich von ihr herausgefordert sehen. Er war ein Poet in der Defensive. Der plebejischen Tradition der Dichtung folgend, sprach er für die Beleidigten und Benachteiligten. Er hatte ein Herz für die Verkommenen und die Verlorenen, er hatte eine Schwäche für die Vorstadt. Seine Helden sind die Menschen, die mit dem Leben nicht zurechtkommen. Ihn dauerte die leidende Kreatur.“

Deutlich zeigte das etwa Maiwalds Band „Die Leute von der Annostraße“ von 1979 – die Protagonisten seiner Texte sind Arbeiter und deren Kinder. Und die Sprache in diesem Buch passt sich ihren Objekten an, sie ist einfach und verständlich. Auch verfasste er viele Texte für die Kölner Polit-Rock/Kabarett-Gruppe Floh de Cologne, die mit ihrem „Lehrlings­theater“ durch die Republik reiste und junge Arbeiterinnen und Arbeiter anzusprechen versuchte.

Im Dezember 2018 übernahm das Heinrich-Heine-Institut (Abteilung Rheinisches Literaturarchiv) den Nachlass dieses bedeutenden politischen Dichters. In Kooperation mit dem Düsseldorfer Geschichtsverein (DGV), gefördert vom Landschaftsverband Rheinland, konnte dieser Bestand 2020 im Rahmen eines Verzeichnungsprojekts archivarisch bearbeitet und damit der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Sophia Rohan, die diese Arbeit übernommen hatte (und inzwischen als Volontärin im Heinrich-Heine-Institut tätig ist), hat außerdem ein Lesebuch zu Peter Maiwald für die Reihe „Nylands Kleine Rheinische Bibliothek“ zusammengestellt, das neben repräsentativen Texten Maiwalds auch Materialien aus dem Nachlass integriert.

Programm:

Sophia Rohan: „‚Ein Dichter des Alltäglichen, aber nicht Trivialen.‘ Peter Maiwalds literarischer Nachlass.“

Dr. Olaf Cless (freier Autor, Düsseldorf): "Ein Poet in der Defensive". Peter Maiwalds Düsseldorfer Jahre: Publikumsgunst, Kritikerlob und -schelte, Existenzsorgen und Fluchtträume

Dr. Jasmin Grande (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut Moderne im Rheinland): Referenzen in den Texten Peter Maiwalds

Ingar Solty (Referent für Friedens- und Sicherheitspolitik der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Berlin): Peter Maiwald, die Düsseldorfer Debatte und der Richtungsstreit in der DKP

Dr. Enno Stahl (Heinrich-Heine-Institut Düsseldorf): Maiwald als Kritiker


Redaktion: Constanze Baum – Lukas Büsse – Mark-Georg Dehrmann – Nils Gelker – Markus Malo – Alexander Nebrig – Johannes Schmidt

Diese Ankündigung wurde von H-GERMANISTIK [Johannes Schmidt] betreut – editorial-germanistik@mail.h-net.msu.edu