KONF: Internationale Konferenz "Bertolt Brecht und Ernst Toller", Magdeburg/digital (20.07. – 22.07.2022)

Kirsten Reimers Discussion

Internationale Konferenz "Bertolt Brecht und Ernst Toller", 20.-22.7.2022, OvGU Magdeburg

Organisiert von Dr. Lydia Mühlbach, Dr. Kirsten Reimers, Prof. Dr. Thorsten Unger

Bertolt Brecht (1898-1956) ist unbestritten einer der wichtigsten deutschsprachigen Dramenautoren des 20. Jahrhunderts. Seine Werke sind heute Schullektüren und Repertoirestücke auf deutschen Bühnen. Ernst Tollers (1893-1939) Dramen sind aktuell weniger präsent, in der Weimarer Republik zählte er aber zumal im Ausland zu den meistgespielten deutschsprachigen Autoren. Beide Autoren setzten sich in ihren frühen Stücken mit der ‚deutschen Revolution‘ nach dem Ersten Weltkrieg auseinander, mit der beide – wenn auch in unterschiedlicher Intensität – Berührungen hatten. Entsprechend neigten auch beide Autoren zu den marxistischen Strömungen der Zeit und bezogen politische Positionen deutlich links, aber ohne sich etwa an die kommunistische Partei zu binden. Beide Autoren traten auch mit lyrischen Texten und einigen Erzählungen hervor, setzten sich mit den neuen Medien Hörfunk und Film auseinander und schrieben Hörspiele und Drehbücher. Dabei arbeiteten beide auch mit anderen Künstlern zusammen, nie allerdings miteinander. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 gingen beide ins Exil und engagierten sich weiterhin literarisch wie politisch. Aus Tollers Londoner Exil ist eine direkte Begegnung mit Brecht bezeugt, und schon in den späten 1920er Jahren scheint es mindestens ein Telefongespräch gegeben zu haben. Aber engere Kontakte der beiden sind nicht ersichtlich, auch einen Briefwechsel gibt es nicht.

Der Befund lautet also: erstaunlich wenige direkte Kontakte der beiden herausragenden Dramatiker bei eigentlich zahlreichen Berührungspunkten. Dem entspricht auf der Seite der Forschung, dass größere Untersuchungen fehlen, die Brecht und Toller vergleichend in den Blick bringen würden. Im Kontext von Spezialfragestellungen liegen zwar einzelne Arbeiten vor, oft solche, die auch noch weitere Autorinnen oder Autoren einbeziehen, aber es gibt keine Monographie und keine Aufsatzsammlung, die sich speziell einem Vergleich widmen würde. Mit der Magdeburger Konferenz „Bertolt Brecht und Ernst Toller“ soll diesem Desiderat begegnet werden.

 

Mittwoch, 20. Juli 2022

14.00 Uhr     Eröffnung der Tagung

14.30 Uhr     Prof. Dr. Simone Winko (Göttingen): Bertolt Brecht und Ernst Toller. Zur Genese unterschiedlicher Kanon-Status

Sektion I: Kanonrelevante Aspekte in Einzelthemen (Moderation: Dr. Lydia Mühlbach)

15.15 Uhr     Prof. Dr. Stefan Neuhaus (Koblenz-Landau): Das Politische im Allegorischen: Ernst Tollers Das Schwalbenbuch (1924) und Bertolt Brechts Hauspostille (1927)

15.55 Uhr     Prof. Dr. Rolf Selbmann (München): Poetische Boxer. Populäre Sportkultur der Weimarer Republik bei Bertolt Brecht und Ernst Toller

16.35 Uhr     Kaffeepause

17.00 Uhr     Prof. Dr. Tom Kindt (Fribourg, CH) (online): Von Ahasver zum Tschichischen. Sichtweisen des Judentums und des Antisemitismus bei Toller und Brecht

17.40 Uhr     Dr. Saskia Schicht (Bielefeld) (online): Zwischen Sündenbock und Selbstopfer? Bertolt Brechts Die Maßnahme und Ernst Tollers Masse Mensch im Vergleich

18.20 Uhr     Prof. Dr. Hans-Joachim Schott (Leipzig): „Proklamationen des Menschen ohne Menschen“. Brechts Kritik an der Inszenierung von Humanität in Tollers expressionistischen Dramen

19.00 Uhr     Plenum: Diskussion zur Auswertung des ersten Konferenztages, Sammlung von Impulsen / Leitfragen für die Folgetage

 

Donnerstag, 21. Juli 2022

9.00 Uhr       assoz. Prof. Dr. Michael Pilz (Innsbruck, A): „There is no ‚epic drama‘!“ – Anmerkungen zu Ernst Tollers nachexpressionistischem Bühnenschaffen zwischen Berlin 1919 und Forget Europe!

Sektion II: Literarische Verfahrens- und Arbeitsweisen (Moderation: Prof. Dr. Stefan Neuhaus)

9.50 Uhr       Prof. Dr. Christoph Deupmann (Peking, China) (online): Bertolt Brechts Trommeln in der Nacht und Ernst Tollers Hinkemann: Zwei dramatische Versuchsanordnungen über Kriegsheimkehrer

10.30 Uhr     M.A. Lara Tarbuk (FU Berlin): „Helden für’s Jahrmarktspanoptikum“. Körpersemantiken bei Brecht und Toller

11.10 Uhr     Kaffeepause

11.30 Uhr     Dr. habil. Tomasz Waszak (Toruń, PL): Die ungleichen Collagisten. Die Dramen von Toller und Brecht als zusammengesetzte Texte

12.10 Uhr     Mag. Irene Zanol (Innsbruck, A): „… dass bei Arbeit zu Zweien nie reine Dichtung entsteht“. Kollaboratives Schreiben bei Ernst Toller und Bertolt Brecht als (Miss-)Erfolg

12.50 Uhr     Mittagspause

Sektion III: Ästhetische Diskursivierungen gesellschaftsrelevanter Themen (Moderation: Prof. Dr. Thorsten Unger)

14.00 Uhr     PD Dr. Christopher Meid (Freiburg): Kunst und Gesellschaft in Bertolt Brechts Baal (UA 1923) und Ernst Tollers Die Wandlung (UA 1919)

14.40 Uhr     Prof. Dr. Lisa Marie Anderson (New York, USA): Unheimliche Heimkehr: Alteritäts- und Rassifizierungsdiskurse in Hinkemann und Trommeln in der Nacht

15.20 Uhr     Kaffeepause

15.40 Uhr     Dr. Kirsten Reimers (Magdeburg): Neue Frau oder alte Rolle? Zur Entwicklung der Frauenfiguren bei Brecht und Toller

16.20 Uhr     Prof. Dr. Matthias Rothe (Minneapolis, USA) (Video): Diskutierbar machen – Brechts und Tollers Politik der Form

17.00 Uhr     Plenum: Zusammenführende Diskussion zur Auswertung des zweiten Konferenztags,
Ergebnisse und weitere offene Fragen

17.15 Uhr     Schluss

18.15 Uhr     Spaziergang zum Gelände der „Deutschen Theaterausstellung Magdeburg 1927“ im Rotehornpark (mit Kurzvortrag vor Ort)

 

Freitag, 22. Juli 2022

Sektion IV: Medien und Medienkritik (Moderation: Dr. Kirsten Reimers)

9.30 Uhr       Prof. Dr. Anke Detken (Göttingen): Formen der impliziten Inszenierung in Bertolt Brechts Baal und Ernst Tollers Masse Mensch

10.10 Uhr     Prof. Dr. Thorsten Unger (Magdeburg): Mittelrationalität. Zur Kritik des neuen Mediums Rundfunk bei Brecht und Toller

10.50 Uhr     Kaffeepause

11.00 Uhr     Plenum: Abschlussdiskussion, Ergebnissicherung

11.30 Uhr     Ende der Konferenz

 

Weitere Informationen

Veranstaltungsort: OvGU Magdeburg, Zschokkestr. 32, 39104 Magdeburg - Gebäude 40, Raum 238

Die Tagung findet hybrid statt (Zoom). Für Interessierte gibt es die Möglichkeit, per Mailanfrage (an: kirsten.reimers@ovgu.de) die Zugangsdaten zu erhalten. Teilnahme in Präsenz gegen eine geringe Tagungsgebühr (inkl. Tagungsunterlagen und Verköstigung).


Redaktion: Constanze Baum – Lukas Büsse – Mark-Georg Dehrmann – Nils Gelker – Markus Malo – Alexander Nebrig – Johannes Schmidt

Diese Ankündigung wurde von H-GERMANISTIK [Johannes Schmidt] betreut – editorial-germanistik@mail.h-net.msu.edu