CFP: Zukünftigkeit im zeitgenössischen Drama und Theater, Mainz (15.07.2022)

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                                                                            Call for Papers                                                                         

                         Zukünftigkeit im zeitgenössischen Drama und Theater

       Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Institut für Theaterwissenschaft

                           17.-18. März 2023

Theater und Drama als Aushandlungsort des Zukünftigen: Anknüpfend an Vergangenes und zugleich Gegenwärtiges entstehen hier neue Wirklichkeiten, die Wünsche, Hoffnungen, aber auch Ängste antizipieren und immer wieder neu ausgestalten. Die Darstellungen von der utopisch gewünschten oder dystopisch gefürchteten Zukunft sind dabei in vielfacher Hinsicht mit Geschichte und Gegenwart verbunden.

Zukünftigkeit im Drama und Theater zeigt sich oftmals nicht als ausformulierte Utopie, sondern als latente Hoffnung, die sich in den unterschiedlichen künstlerischen Praxen ausdrückt. Elfriede Müller stellt hierbei fest: „Ein positiver Ort, ein Wald von Arden, ist in dieser Welt nicht zu finden. Er setzt sich aus Zwiespältigkeiten und Widersprüchen zusammen. Sie aufzudecken, die Kraft zu haben, sie auszuhalten, ehrlich zu bleiben – das kann vielleicht zu einer Veränderung führen.“ Dieser Modus der latenten Hoffnung entspricht Ernst Blochs Konzept von Zukünftigkeit, welches er in „Das Prinzip Hoffnung“ als einen der Realität innewohnenden Moment des Utopischen definiert. Blochs humanistischer Anspruch, „das Hoffen zu lernen“, denkt Zukünftigkeit als die Fähigkeit des Menschen zu staunen, zu streben und Denkräume des Überschreitens zu erschaffen. Umgekehrt konzipiert Walter Benjamin mit dem „Engel der Geschichte“ ein ambivalentes Konzept von Zukünftigkeit, das in paradoxaler Weise vom Schrecken der Geschichte nicht loszulösen ist. Unaufhaltsam wird der Engel vom Sturm der Zeit vorangetrieben, wobei sein Blick auf die Schrecken der Vergangenheit – in gegenbildlichem Verweisungsbezug aber zugleich auf eine messianische Zukünftigkeit – gerichtet ist. Für Heiner Müller ist der Blick in die Zukunft im Sinne Benjamins unauflöslich mit dem Blick in die Vergangenheit verbunden: „Im rostigen Harnisch läuft die Zukunft“.

Ausgehend von diesen Beobachtungen stellt die Tagung Formen von Zukünftigkeit im zeitgenössischen Drama und Theater zur Diskussion und befragt aktuelle Inszenierungen und Dramentexte nach ihrem Potential des Zukünftigen. Dabei können folgende Fragen untersucht werden:

  • Welche Diskurse des Zukünftigen werden eröffnet und welche Debatten/Reflexionen angeregt? Wird über eine Zeitkritik und Realitätsbeschreibung hinaus Zukünftigkeit verhandelt?
  • Auf welche Krisengefüge antworten der utopische Entwurf bzw. die Bilder einer latenten Hoffnung? Welches Menschenbild wird hier verhandelt?
  • Welche Dramaturgien, Choreografien, Darstellungsformen oder Inszenierungsstrategien des Zukünftigen lassen sich beschreiben?
  • Welche Produktionsformen sind mit dem Konzept des Zukünftigen verbunden?
  • Welche Arten von Zukünftigkeit sind Dramen- und Aufführung/sbegriff/en selbst eingeschrieben?

 

Der Call for Papers richtet sich an Wissenschafter*innen aus der Germanistik, Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft, Theater-, Tanz- und Kulturwissenschaft. Beitragsvorschläge in Form eines kurzen Abstracts im Umfang von ca. 2.500 Zeichen (inkl. Leerzeichen) sowie einer Kurzvita (ca. 1.000 Zeichen) senden Sie bitte bis zum 15. Juli 2022 an:

 

Dr. Julia Lind:  j.lind@uni-mainz.de

 

Die Benachrichtigung über die Annahme der Beiträge erfolgt im November. Reise- und Unterbringungskosten werden, unter Vorbehalt der Finanzierung, erstattet.

Für Fragen stehen die Veranstaltenden gerne zur Verfügung.


Redaktion: Constanze Baum – Lukas Büsse – Mark-Georg Dehrmann – Nils Gelker – Markus Malo – Alexander Nebrig – Johannes Schmidt

Diese Ankündigung wurde von H-GERMANISTIK [Nils Gelker] betreut – editorial-germanistik@mail.h-net.msu.edu