CFP: Ideengeschichte als Provokation der Literaturwissenschaft?
 Alte und neue Zugänge zur literatur- und kulturwissenschaftlichen Ideenhistoriographie (31.07.2022)

Tillmann Heise's picture

Workshop am Germanistischen Seminar der Universität Heidelberg, 2.–3. Dezember 2022
Organisation: Tillmann Heise (Heidelberg), Kai Gräf (Heidelberg)
Deadline: 31. Juli 2022

 

Ideengeschichtliches Arbeiten galt in den deutschen Geisteswissenschaften lange als überholt. Seit einigen Jahren scheint sich das zu ändern: Das Interesse an der Bedeutung philosophischer, literarischer oder politischer Ideen für die Erforschung historischer Wirklichkeit ist fachübergreifend wieder erstarkt – auch wenn entsprechende Ansätze, in berechtigter Distanznahme zur traditionellen Ideengeschichtsschreibung, häufig unter alternativen Labels auftreten: als „neue Ideengeschichte“, „intellectual history“, „Problemgeschichte“ oder unter dem Dach der scheinbar allumfassenden „Diskurs-“ oder „Wissensgeschichte“. Inzwischen wird indes auch die hergebrachte Bezeichnung wieder selbstbewusster verwendet: Seit 2007 erscheint mit der Zeitschrift für Ideengeschichte ein einschlägiges Fachjournal, mit den von Martin Mulsow und Andreas Mahler herausgegebenen „Texten zur Theorie der Ideengeschichte“ (Stuttgart 2017) liegt eine leicht zugängliche Sammlung kanonischer Theoriebeiträge aus unterschiedlichen Disziplinen vor, und zuletzt haben Maximilian Benz und Gideon Stiening in ihrem Band „Nach der Kulturgeschichte“ (Berlin/Boston 2022) speziell der Literaturwissenschaft eine Rückbesinnung auf ideengeschichtliche Zugriffe anempfohlen.

Welche Konsequenzen hat diese Wiederbelebung der Ideengeschichte für die Literatur-, Geschichts- und Kulturwissenschaften? Dieser Frage widmet sich ein zweitägiger Workshop, der sich an Doktorandinnen und Doktoranden sowie Postdoktorandinnen und Postdoktoranden richtet. Ziel ist es, sich im Austausch über deren Forschungsprojekte darüber zu verständigen, was ideengeschichtliches Arbeiten in den Geisteswissenschaften heute leisten kann und soll. Dazu wird in Gruppendiskussionen auf der Ebene des wissenschaftlichen Nachwuchses sowie im Austausch mit etablierten Impulsgebern versucht,

  1. den Stand der ideengeschichtlichen Theorie- und Methodendiskussion zu bestimmen,
  2. eine fächerübergreifende Bestandsaufnahme laufender Forschungsprojekte mit ideengeschichtlichem Interesse vorzunehmen,
  3. einen Dialog zwischen unterschiedlichen Ansätzen ideengeschichtlicher Theoretisierung anzuregen und
  4. schließlich – da die Ideengeschichte in der deutschen Wissenschaftslandschaft keinen disziplinären Ort kennt – einen interdisziplinären Zusammenhang ideengeschichtlichen Arbeitens zu stiften.

Der Workshop wird am frühen Nachmittag des 2. Dezembers 2022 beginnen und am 3. Dezember mittags enden. Die Reise- und Übernachtungskosten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer können voraussichtlich übernommen werden. Doktorandinnen und Doktoranden sowie Postdoktorandinnen und Postdoktoranden aus den Literatur-, Geschichts- und Kulturwissenschaften, die an ideengeschichtlich ausgerichteten Forschungsprojekten arbeiten, sind eingeladen, sich um die Teilnahme zu bewerben. Die Organisatoren erbitten dazu Vorschläge für etwa 15-minütige Vorträge, bei denen neben einer kurzen Projektvorstellung vor allem der theoretisch-methodische Zugriff des Projekts im Mittelpunkt stehen soll. Eine Vortragsskizze im Umfang von maximal 4.000 Zeichen sowie ein kurzer Lebenslauf können bis zum 31. Juli 2022 per Email an Tillmann Heise (tillmann.heise@gs.uni-heidelberg.de) und Kai Gräf (kai.graef@gs.uni-heidelberg.de) gesendet werden.