ANK: Workshop Form und Wissen – Über die historisch-epistemischen Bedingungen der Form um 1800 und 1900, Würzburg (17.05.2022)

Elisabeth Weiß-Sinn's picture

Workshop Form und Wissen – Über die historisch-epistemischen Bedingungen der Form um 1800 und 1900 am Dienstag, den 17. Mai 2022, an der JMU Würzburg. 

Unter dem Titel wollen wir uns einen Tag lang der Frage widmen, wie Form historisiert werden kann. Es wird gefragt, welche epistemischen Bedingungen erfüllt bzw. gegeben sein müssen, um in einer bestimmten Zeit überhaupt Form denken zu können.

Die Literaturwissenschaft versucht schon seit einiger Zeit den Dualismus aus Form und Inhalt zu verabschieden, doch hält sich diese vermeintliche Dialektik hartnäckig im Sprachduktus. Bereits um 1800 steht das Verhältnis von Form und Inhalt in Kunst und Philosophie auf einem Prüfstand. Exemplarisch positioniert sich Hegel hierzu eindeutig: „Wahrhafte Kunstwerke sind eben nur solche, deren Inhalt und Form sich als durchaus identisch erweisen.“ Form und Inhalt sind logisch als ein Ganzes zu denken, sprachlich jedoch benötigt das konzeptionelle, künstlerische Ganze ein ‚Außen‘ und ‚Innen‘. Was sich darin zeigt, ist die Unbeständigkeit der epistemischen Voraussetzungen: Wie unterschiedlich Form gedacht wird, ist unmittelbar mit den historischen Wissenskonzepten verknüpft.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts entwickeln die Wissenschaften ein Interesse am Lebendigen, das sich nicht zuletzt in neuen Formen des Wissens und in wissenschaftlichen Texten artikuliert. Es werden metaphysische Erklärungsformen von Ursache und Struktur der Realität gesucht, die ontologisch Substanzen aus ‚Höherem‘ hervorgehen lassen, mithin einen emanativen Entstehungsprozess darstellen. Diese Denkmuster werden aus der (Natur-)Philosophie übernommen. So kann Form auch äußerlich sichtbar machen, was innere Prinzipien prozessieren. Emanation und Ontologie werden sowohl um 1800 wie auch um 1900, wo sich exakte Wissenschaft und traditionelle Naturphilosophie zu verbinden suchen, während sich literarische Formen bei Benn oder Hofmannsthal – z.B. im Zeichen des Monismus – exploratorisch entgrenzen, als epistemologische Muster für das Denken von ästhetischer Form befragt.

Als Gastdozenten konnten wir PD Dr. Michael Bies (FU Berlin) und PD Dr. Matthias Löwe (FSU Jena) als Partner gewinnen. 
Ausgehend von der Lektüre des Readers vertiefen wir innerhalb des Workshops gemeinsam das Thema aus einer literatur- und wissensgeschichtlichen Perspektive.

Programm

09.00 – 9.30 Uhr    Begrüßung und einleitende Impulse

9.30 – 10.45 Uhr    Gemeinsame Lektüre Organismusdenken: Blumenbach: Über den Bildungstrieb und das Zeugungsgeschäfte [1781], geleitet durch PD Dr. Bies

10.45 – 11.00 Uhr   Pause

11.00 – 12.30 Uhr   Formdenken um 1800: Lektüre Moritz: In wie fern Kunstwerke beschrieben werden können [1788/89] und Hölderlins Briefe sowie Der Gesichtspunct aus dem wir das Altertum anzusehen haben [1799]

12.30 – 14.00 Uhr   Mittagspause

14.00 – 15.30 Uhr   Gemeinsame Lektüre: Haeckel: Die Welträtsel, Gemeinverständliche Studien über monistische Philosophie [1899], geleitet durch PD Dr. Löwe

15.30 – 15.45 Uhr   Kaffeepause

16.00 – 17.30 Uhr   Formdiskussionen: Hofmannsthal: Poesie und Leben (aus einem Vortrage) [1896], Benjamin: Lehre vom Ähnlichen [1933]

Der Workshop wird im Z6, Raum 2.013 (Zentr. HS- und Seminargebäude), Am Hubland hier in Würzburg von 9–17.30 Uhr stattfinden. Der Reader wird Ihnen unmittelbar nach der Anmeldung zur Teilnahme übermittelt.lassen.

Um Anmeldung zur Teilnahme wird unter: formundwissen@gmail.com gebeten.

Externe Interessierte sind dazu ermuntert ihre Übernachtung im Burkardushaus, 
Tagungszentrum am Dom, Am Bruderhof 1, 97070 Würzburg zu reservieren.


Redaktion: Constanze Baum – Lukas Büsse – Mark-Georg Dehrmann – Nils Gelker – Markus Malo – Alexander Nebrig – Johannes Schmidt

Diese Ankündigung wurde von H-GERMANISTIK [Nils Gelker] betreut – editorial-germanistik@mail.h-net.msu.edu