*KORREKTUR* KONF: Text und Engagement. Das literarische Werk Juli Zehs, Marbach (28.-29.04.2022)

Alexa Hennemann, DLA Marbach Discussion

Juli Zeh zählt zu den wenigen Autor/-innen, die zwei öffentliche Rollen verbinden: diejenige der Schriftstellerin und diejenige der Juristin. Zehs Werk, für Bühne und Film adaptiert sowie in zahlreiche Sprachen übersetzt und inzwischen auch Schullektüre, umfasst Texte, die mit den Mustern der Spannungsliteratur arbeiten (»Adler und Engel«, »Schilf«), dystopische Texte (»Corpus Delicti«, »Leere Herzen«) und Gesellschaftsstudien (»Spieltrieb«, »Unterleuten«, »Über Menschen«). Zum Auftakt der Tagung sprechen Erik Schilling, Ludwig-Maximilians-Universität München, und Madeleine Brook, Deutsches Literaturarchiv Marbach. Außerdem kommen zu Wort: Jürgen Brokoff (Berlin), Friederike Felicitas Günther (Berlin), Sonja E. Klocke (Madison/ Wisconsin), Heinz-Peter Preußer (Bielefeld), Julia Schöll (Braunschweig) und Carrie Smith (Edmonton/Alberta).

Das Werk von Juli Zeh reagiert auf die Frage, welche Rolle Literatur in aktuellen gesellschaftlichen Aushandlungsprozessen spielt. Im Rahmen der Tagung sind deswegen gattungs- und literaturgeschichtliche Überlegungen ebenso von Bedeutung wie intertextuelle und theoretische Referenzpunkte – z.B. zu Robert Musils »Der Mann ohne Eigenschaften«, zur Spieltheorie (in »Spieltrieb«) oder zur Quantenphysik (in »Schilf«). In mehreren Werken reflektiert die studierte Juristin Zeh auch Fragen von Recht und Staat. Die Tagung fragt überdies nach Figuren und Figurenkonstellationen in den Romanen, die als soziales Experiment (»Spieltrieb«), Sozialstudie (»Unterleuten«) oder als Psychogramm einer Familie (»Neujahr«) angelegt sind. Ziel der Tagung ist es, aus verschiedenen literatur- und kulturwissenschaftlichen Perspektiven Zehs Werk zu beleuchten. Die Ergebnisse werden im Anschluss an die Tagung in einem Sammelband veröffentlicht.

In Verbindung mit der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft.

Die Veranstaltung findet hybrid im Tagungsbereich des Deutsches Literaturarchivs Marbach und über Zoom statt. Anmeldung: forschung@dla-marbach.de 

Programm:

Donnerstag, 28. April 2022
14.15 Uhr Erik Schilling, München und Viola Völlm, Marbach, Begrüßung und thematische Einführung
Moderation: Viola Völlm, Marbach
14.30 Uhr Erik Schilling, München, Mit dem Möglichkeitssinn Wirklichkeit schaffen. Juli Zehs »Spieltrieb« vor dem Hintergrund von Robert Musils »Der Mann ohne Eigenschaften«
15.10 Uhr Friederike Felicitas Günther, Berlin, Der unzuverlässige Ermittler – Juli Zehs »Schilf«
15.50 Uhr Carrie Smith, Alberta, Juli Zeh’s Political Imagination and Pandemic Emergencies: Re-reading notions of state care in »Corpus Delicti«
16.30 Uhr Kaffeepause
Moderation: Michael Navratil, Stuttgart
16.50 Uhr Natalie Moser, Potsdam, »Je hysterischer Jule wurde«. Geschlechterstereotype in Juli Zehs »Unterleuten«
17.30 Uhr Julia Schöll, Braunschweig, Die Normativität des Terrors. Juli Zehs Dystopie »Leere Herzen«
18.30 Uhr Gemeinsamens Abendessen

Freitag, 29. April 2022
Moderation: Magdalena Specht, München
09.00 Uhr Sonja E. Klocke, Madison, Kassandrarufe. Juli Zehs Werk als Indikator in der Krisen(früh)erkennung
09.40 Uhr Monika Schmitz-Emans, Bochum, Inszenierte Poetik. Juli Zehs Frankfurter Vorlesungen
10.20 Uhr Kaffeepause
Moderation: Erik Schilling, München
10.40 Uhr Thomas Nehrlich, Bern, Juristendichtung. Zum Verhältnis von Literatur und Recht am Beispiel von Ferdinand von Schirach und Juli Zeh
11.20 Uhr Heinz-Peter Preußer, Bielefeld, Transmediales Netzwerk als Nobilitierungsprogramm. Das Beispiel Juli Zehs
12.00 Uhr Abschlussdiskussion
12.30 Uhr Gemeinsames Mittagessen

Forschungsreferat
Telefon +49 (0) 7144 / 848-175
Telefax +49 (0) 7144 / 848-179
E-Mail forschung@dla-marbach.de