Université de Lausanne, Campus UNIL. Bâtiment Amphimax, Raum 414 (1. Stock)
Eine Teilnahme via Zoom ist möglich, bitte kontaktieren Sie hierfür: elias.zimmermann@unil.ch
Wo ‹ästhetische Grenzphänomene› ausgemacht werden, stellen sich Fragen nach dem Bereich der Ästhetik selbst: Ist sein ‹Äußeres› Schund, Nicht-Kunst oder empirisch erfahrbare Welt? Sind solche Grenzziehungen noch zu rechtfertigen, wenn ‹Überschreitungen ästhetischer Grenzen› als probates Mittel der Kunst betrachtet werden? Dient letztlich eine Topologie der Ästhetik nur noch dem Nachvollzug historischer Modelle? Oder sind alle ästhetischen Vorstellungen Grenzwerte, die sich dem Undarstellbaren oder dem realen Empfinden annähern?
Unter den Begriffen der Drastik und Erhabenheit wurden und werden ästhetische Vorstellungen und emotionale Zustände nicht nur gegenseitig angenähert, sondern überlagern sich oder werden gar ununterscheidbar. Mit diesem Prozess einher geht die Vermischung des Ästhetischen mit dem Ethischen. Wo Emotionen unmittelbar wirkkräftig werden, droht Kunst moralisch, politisch oder psychisch ‹gefährliche› Empfindungen zu erzeugen. Der Tagungstitel «Grenzwertige Ästhetik» bezeichnet sowohl das umgangssprachlich ‹Grenzwertige›, d.h. das ethisch und psychisch Gefährliche, wie auch die ab- und entgrenzenden Bewegungen der Ästhetik zwischen Normativität und Kritik. Dabei sollen nicht nur Einzelphänomene, sondern anhand der Kategorien Drastik und Erhabenheit größere Zusammenhänge in den Blick genommen werden.
Programm
Donnerstag, 28. April
Moderation: Hans-Georg von Arburg
13.00: Elias Zimmermann, Lausanne: Grenzwertige Ästhetik. Eine Einleitung
13.50: Robert Stockhammer, München: Drastik als ‹beschleunigte› Annäherung an Grenzwerte des Ästhetischen – und deren Begrenzung in der Gegenwart
Kaffeepause
17. und 18. Jahrhundert
15.10: Max Bergengruen, Würzburg: «Was aber raechelt hier fuer eine blutt’ge Leiche?». Grenzwertige Ästhetik in Lohensteins Agrippina
16.00: Roland Spalinger, Bern: Ethik der Ästhetik. Grenzen der Kunst in Hallers Über den Ursprung des Übels
Freitag, 29. April
18. und 19. Jahrhundert
Moderation: Davide Giuriato
09.30: Hans-Georg von Arburg, Lausanne: Krass. Karl Philipp Moritz’ Klassizismus
10.20: Anita Martin, Bern: Bedecken, Verhüllen, Verschwinden. Verklärte Drastik in Dramen des 19. Jahrhunderts
Kaffeepause
11.40 Franziska Link, München: Nadryw – Elemente des Drastischen bei Dostojewskij
Spätes 19. und 20. Jahrhundert
Moderation: Max Bergengruen
14.00: Adrian Renner, Hamburg: Unbegrenzte (Lebens-)Kräfte? Ästhetische Strategien zwischen Drastik und Erhabenheit im deutschsprachigen Naturalismus (1880-1900)
14.50: Davide Giuriato, Zürich: Drastische Manifeste
Kaffeepause
16.10: Stephanie Langer, Wien: Wuchernde Wälder. Zu Alfred Döblins Berge Meere und Giganten
17.00: Shantala Hummler, Zürich: Brachiale Plastikwelt – Figurationen faschistischer Ästhetik in Jelineks bukolit
Samstag, 30. April
Gegenwart
Moderation: Elias Zimmermann
09.00: Klaus Müller-Wille, Zürich: «Det gode med det onde» – Drastik in Lars von Triers Riget (1994/1997)
09.50: Dorota Sajewska, Zürich: Obscena. Das Obszöne als wanderndes Theaterkonzept
Kaffeepause
11.00: Philipp Theisohn, Zürich:«... og hjernemasse sprøjter i en guddommelig regn ud over de folkevalgte.» Madame Nielsens Verdensfrelserinden (2021) oder Das Klima der Gewalt.
Kontakt Organisatoren
Dr. Elias Zimmermann: elias.zimmermann@unil.ch
Prof. Dr. Hans-Georg von Arburg: hg.vonarburg@unil.ch
Prof. Dr. Davide Giuriato: davide.giuriato@ds.uzh.ch
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