CFP: Übersetzungsräume – Raumübersetzungen (25.04.2022)

Annkathrin Koppers Discussion

CfP: Übersetzungsräume – Raumübersetzungen

(Burschel, Toepfer, Wesche)

 

Das DFG-Schwerpunktprogramm 2130 „Übersetzungskulturen der Frühen Neuzeit“ lädt zu seiner 4. Jahreskonferenz zum Thema „Übersetzungsräume – Raumübersetzungen“ ein, die vom 14.-16. September 2022 in der Sternwarte der Georg-August-Universität, Göttingen stattfinden wird.

Ziel ist die methodische Reflexion und historische Erprobung der Verbindung von Translational und Spatial Turn in spezifisch frühneuzeitlichen Untersuchungssettings. Damit wird eine frühe Epoche der Globalisierung in den Blick genommen, in der sich die ‚alte‘ Welt zunehmend für außereuropäische Räume und Kulturen interessiert. Europäische Übersetzungskulturen werden zugleich durch eine potenzierte Mehrsprachigkeit und Territorialität beflügelt, strahlen über die kolonialen Wechselströme der Frühen Neuzeit weltweit aus und treten dort in Interaktion zu eigenständigen Übersetzungskulturen, was wiederum zu globalen Ruckkopplungen innerhalb Europas führt.

Wo werden Übersetzungen im Untersuchungszeitraum angefertigt und rezipiert, welche Räume werden darin mit Hilfe welcher Techniken beschrieben und inszeniert und welche Regionen durch Übersetzungen miteinander verbunden oder auch voneinander abgegrenzt? In diesem Fragehorizont will die Konferenz die Verschränkung von translationswissenschaftlicher und topologischer Forschung in den Kulturwissenschaften von zwei Seiten her fruchtbar machen:

Erstens stellt sie Übersetzungsräume in den Mittelpunkt. Zu fragen ist hier zunächst nach kulturellen Transit- oder Kontaktzonen wie z.B. Grenzregionen, Hafenstädten oder auch Frontgebieten, die durch hohe Übersetzungs- oder Mehrsprachigkeitsdynamiken geprägt sind. Fokussiert werden soll zudem auf Übersetzungsorte wie Amsterdam, Basel, Konstantinopel oder Venedig, die als frühneuzeitliche Druckzentren oder ‚Translational Cities‘ herausgehobene Bedeutung haben. Wichtig sind daneben Rezeptionsräume, die durch Übersetzungen z.B. reformatorischer Schriften oder gattungsbildender Texte wie Brants Narrenschiff in der Frühen Neuzeit eröffnet werden und so zur Ausdehnung neuer Paradigmen beitragen.

Zweitens richtet sich die Konferenz auf Raumübersetzungen. Hier stehen Praktiken kultureller Übersetzung im Mittelpunkt, die fremdkulturellen Begegnungs- bzw. Konfrontationssituationen erwachsen und sich etwa in die kolonialen Diskurse der Frühen Neuzeit einschreiben. Dabei sollen kulturelle Übersetzungen unbekannter sozialer Räume ebenso wie schriftbildliche Raumübersetzungen in den naturforschenden, architektonischen, kunsttheoretischen oder kartographischen Erschließungsprojekten der Zeit rekonstruiert werden. Zu denken ist schließlich auch an literarische Übersetzungen imaginärer Räume, wie sie z.B. in der Erzählliteratur in fiktionalen Welten inszeniert, in autobiographischen Reiseberichten für ein spezifisches Zielpublikum beschrieben oder in Missionskontexten durch christliche Paradies- und Höllenvorstellungen herausgefordert werden.

Willkommen ist dabei auf beiden Seiten, gerade die europäischen Übersetzungskulturen im Sinne der Verflechtungsgeschichte von den zeitlichen Rändern der Frühen Neuzeit her zu reflektieren und sie zugleich auch transkulturell zu perspektivieren.

Mit Blick auf die historische Aneignung und den Gebrauch differenter Zeichensysteme erscheint nicht zuletzt wünschenswert, jeweils auch sprachvermittelnde Textsorten wie Sprachlehrbücher, mehrsprachige Ausgabe oder Intermediärübersetzungen in verschiedenen Sprachräumen zu untersuchen und nach der Bedeutung von Raumkategorien beim Sprach- und Wissenserwerb wie beim Medientransfer zu fragen.

 

Wir bitten um die Einsendung von Titel und Abstract (ca. ½ Seite) auf Deutsch oder Englisch bis zum 25. April 2022 an Annkathrin Koppers (spp2130@uni-wuerzburg.de).

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