„… wie es eigentlich (gewesen) ist“? Der Dokumentarfilm und die Wissenschaften.
Dokumentarische Filme bilden für die Geschichts-, Kultur-/Medien- und Sozialwissenschaften eine wichtige, bislang weitgehend unerschlossene Quelle der Erkenntnisgewinnung. Ein Blick in heutige Medienkulturen zeigt, dass gesellschaftliche Kommunikation in Film, Fernsehen oder Internet von dokumentarischen Formen und Formaten maßgeblich mitbestimmt wird. Dokumentarische Filme prägen in hohem Maße unsere öffentlichen Geschichts- und Gesellschaftsbilder. Sie sind damit nicht nur hinsichtlich ihrer inhaltlichen Darstellungen relevant, sondern auch in Auswahl, Gestaltung und Diskursivierung ihrer Themen. Konsequenterweise soll die Tagung ein Forum bieten, Fragen nach dem erkenntnistheoretischen Status des Dokumentarischen und dem Wesen des Dokumentarfilms im engeren Sinne zu diskutieren.
In der Geschichte des dokumentarischen Films haben sich im Zusammenspiel technischer Neuerungen und der Veränderung von Sehgewohnheiten immer wieder neue produktive Ansätze und Formen heraus entwickelt. Die geschichtswissenschaftliche, sozialwissenschaftliche wie kultur- und medienwissenschaftliche Forschung zum dokumentarischen Film kommt ohne die Frage nach dem wechselseitigen Zusammenhang von Form und Inhalt nicht weiter.
Aus quellenkritischer Perspektive haben dokumentarische Filme eine kommunikative Doppelfunktion: Sie sind zeithistorische Dokumente sowie auch kommunikative Gegenwartsmedien zur Herstellung von aktuellen Ansichten, Perspektiven und Interpretationen auf historische Themen und Ereignisse. Sie sind damit Bestandteil des kommunikativen und kulturellen Gedächtnisses. Diese Verortung des Dokumentarfilms zwischen Quelle und Vermittlungsmedium wird ein Kernaspekt der Tagung sein.
Ziel der Tagung ist es, einen interdisziplinären Austausch zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Dokumentarfilm anzuregen und die verschiedenen Disziplinen miteinander ins Gespräch zu bringen. Damit soll der öffentlichen Bedeutung des Dokumentarischen in gegenwärtigen und historischen Diskursen Rechnung getragen werden.
Programm
Freitag, 20.5.2016, 9.15 Uhr
Begrüßung / Einführung in die Tagung
Fachperspektiven
9.45 – 10.35
Der Dokumentarfilm aus der Perspektive der Medientheorie/-praxis
[Prof. Dr. Thomas Weber; Institut für Medien und Kommunikation Hamburg]
10.35 – 10.50 Pause
10.50 – 11.40
Der Dokumentarfilm und die audio/visuelle Soziologie
[Dr. Carsten Heinze; Universität Hamburg]
11.40 – 12.30
Der Dokumentarfilm und die Geschichtswissenschaft
[Prof. Dr. Arthur Schlegelmilch; FernUniversität Hagen]
12.30 – 13.30 Mittagspause
Genres
13.30 – 14.20
Auto-/Biografische dokumentarische Filme
[Prof. Dr. Robin Curtis; Freie Universität Berlin]
14.20 – 15.10
Politischer Aktivismus (Direct Cinema)/Videoaktivismus
[Dr. Kay Hoffmann; Haus des Dokumentarfilms Stuttgart]
15.10 – 15.30 Kaffeepause
15.30 – 16.20
Fernsehdokumentation und politischer Diskurs
[Dr. Christian Hißnauer; Universität Göttingen]
17.00 Abfahrt Lüdenscheid
18.00-20.00
Lüdenscheider Gespräch (Kulturhaus Lüdenscheid)
„Die Stuttgarter Schule des Dokumentarfilms“
[Dr. Kay Hoffmann; Haus des Dokumentarfilms Stuttgart]
20.00 Abendessen der Tagungsteilnehmer (Lüdenscheid)
Samstag, 21.5.2016
Fallstudien
9.15 – 11.30
Dokumentarfilm und Zivilgesellschaft. Beispiele aus der DDR der siebziger Jahre.
[Prof. Dr. Arthur Schlegelmilch; Dr. Günter Jordan (Kleinmachnow); Martin Schmidt (Hoyerswerda); Frank Hager, M.A., Regine Hoffmann, Anja Lucke, Andreas Valley]
11.30 – 11.45 Pause
Jugend- und Popkultur
11.45 – 12.30
a) "Woodstock" - Schein und Wirklichkeit.
[Prof. Dr. Frank Hillebrandt (FernUniversität Hagen)]
12.30 – 13.30
Mittagsimbiss
13.30 – 14.15:
b) ´Yippie Yippie Yeah, Krawall und Remmi Demmi` - Protestpraktiken im Diskursgewimmel des Chicago Festival of Life und deren Analyse am Beispiel des Dokudramas ´The Chicago 8`
[Dr. Franka Schäfer (FernUniversität Hagen)]
Perspektiven
14.15 – 15.15
Aktuelle Entwicklungen und Zukunft des dokumentarischen Films in Kino, Fernsehen und Internet
[Dr. Andrea Figl; Wien]
15.15 Ende der Tagung
Contact: Dennis Möbus
Responsible: Prof Dr. Arthur Schlegelmilch (FernUniversität in Hagen), Dr. Carsten Heinze (Universität Hamburg),
Hosting Institution: FernUniversität in Hagen, Institut für Geschichte und Biographie (IGB)