ANN: Hamburger Gastprofessur für Interkulturelle Poetik 2016 an Zafer Şenocak (April-July 2016)

Ortrud Gutjahr Discussion
Type: 
Lecture
Date: 
April 5, 2016 to July 8, 2016
Location: 
Germany
Subject Fields: 
Humanities, Literature

Hamburger Gastprofessur für Interkulturelle Poetik

im Sommersemester 2016 an Zafer Şenocak

 

Titel der Vorlesungsreihe:

WORT.BRÜCHE. Fragmente einer Sprache des Vertrauens

Im Sommersemester 2016 übernimmt Zafer Şenocak die von der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius geförderte „Hamburger Gastprofessur für Interkulturelle Poetik“. Der für seine Romane, Erzählungen, Essays und Gedichte vielfach ausgezeichnete Schriftsteller hält eigens für diesen Anlass geschriebene Vorlesungen zum Thema „WORT.BRÜCHE: Fragmente einer Sprache des Vertrauens“. Dabei geht es ihm um Bedingungen des literarischen Schreibens wie auch die „Tausendundeine Nacht“ innerhalb der deutschen Literatur und Kultur, die Auseinandersetzung mit Identitätskonstrukten vermittels neuer Sprachgefüge und die Frage nach dem „Deutschsein“, wie er selbst kommentiert. Mit Zafer Şenocak ist ein Autor als Gastprofessor an der Universität Hamburg, der für sein in viele Sprachen übersetztes Werk u. a. den Adelbert von Chamisso-Förderpreis (1988), den Preis des Literarischen Colloquiums Berlin (1988) und den Preis der Helga und Edzard Reuter-Stiftung (2014) erhielt; der bereits eine Max Kade-Gastprofessur am Massachusetts Institute of Technology, Boston (1997) und eine Gastprofessur an der University of California, Berkeley (2003) innehatte sowie „Writer in Residence“ am Dartmouth College, New Hampshire (1999) und am Oberlin College, Ohio (2000) war als auch „Poet in Residence“ an der Universität Duisburg-Essen (2007). Die Texte Şenocaks erfahren im englischsprachigen Raum breite Rezeption und Wertschätzung und zählen zum Kanon der German Studies in Amerika. In Deutschland kann sein umfängliches Werk zumindest in Teilen noch als Geheimtipp gelten.

Dabei zählt Zafer Şenocak zu den bedeutendsten Autoren der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur und wichtigsten Stimmen in der Debatte um die Veränderung Deutschlands im Zeichen von Immigration und Fluchtbewegungen. Şenocak wurde 1961 in Ankara geboren, wuchs in Istanbul auf und kam im Alter von neun Jahren mit seinen Eltern nach München, wo er später Germanistik, Philosophie und Politik studierte. Seit 1989 lebt er als freier Schriftsteller in Berlin und publiziert in deutscher und türkischer Sprache. Bereits in jungen Jahren schrieb er Gedichte, Essays und Erzählungen, übersetzte türkische Autoren ins Deutsche, gab die von ihm mitbegründete mehrsprachige Literaturzeitschrift „Sirene“ heraus und realisierte mit dem Künstler Berkan Karpat theatrale Projekte. Er ist vom Fernsehen als Kommentator zur aktuellen Lage in der Türkei und in Deutschland gefragt, schreibt kulturpolitische und literarische Essays für große Tageszeitungen und Features für Radiosender zu inter- und transkulturellen Fragestellungen, wie beispielsweise zum Verhältnis von Orient und Okzident, zu Türkei und Europa oder zur türkischen Literatur. In seinen Essaysammlungen „Zungenentfernung: Bericht aus der Quarantänestation“ (2001) und „Das Land hinter den Buchstaben. Deutschland und der Islam im Umbruch“ (2006) sowie in seinem Buch „Deutschsein. Eine Aufklärungsschrift“ (2011) setzt sich Şenocak kritisch mit den Debatten um Migration, Flucht und Integration auseinander. Şenocaks Werk ist außerordentlich vielseitig und umfasst in deutscher Sprache Gedichtbände wie „Elektrisches Blau“ (1983), „Verkauf der Morgenstimmungen am Markt“ (1983), „Flammentropfen“ (1985), „Ritual der Jugend“ (1987), „Das senkrechte Meer“ (1991), „Fernwehanstalten“ (1994), „Übergang“ (2005) oder „Geteilte Mündung“ (2011) als auch die Erzählsammlungen „Der Mann im Unterhemd“ (1995) und „Die Prärie“ (1997) sowie die Romane „Gefährliche Verwandtschaft“ (1998) und „Der Erottomane“ (1999). Seinen soeben erschienenen Roman „In deinen Worten. Mutmaßungen über den Glauben meines Vaters“ (2016) stellt Zafer Şenocak im Rahmen seiner Gastprofessur im Literaturhaus Hamburg vor.

Den Abschluss der Vorlesungsreihe bildet eine Präsentation von Studierenden, die sich ein Semester lang mit Texten des Autors beschäftigt haben, sowie eine internationale Tagung im Warburg-Haus Hamburg.

 

Idee und Leitung:

Prof. Dr. Ortrud Gutjahr, Universität Hamburg

 

 

Vorlesungsreihe

13.04.2016 Begrüßung

Prof. Dr. Susanne Rupp, Vizepräsidentin, Universität Hamburg,

Dr. Anna Hofmann, Programmleiterin Wissenschaft und Forschung,

ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius

 

WORT.BRÜCHE: Fragmente einer Sprache des Vertrauens.

Einführende Lesung von und Gespräch mit Zafer Şenocak,

Moderation: Prof. Dr. Ortrud Gutjahr, Universität Hamburg

 

20.04.2016 Der Orient: Eine deutsche Phantasie?

„Die deutsche Sprache ist die Heimat zahlreicher Fiktionen über ‚den Orient‘, der mal als geographischer Begriff, ein andermal als Kulturraum definiert wurde. Wenn heute mit einer etwas schief gestellten Frage darüber diskutiert wird, ob der Islam zu Deutschland gehört, könnte die „Tausendundeine Nacht“ der deutschen Literatur- und Geistesgeschichte mit ihren schlafwandelnden Poeten und wachen Nachtreisenden manche Assoziation auslösen, die über die kahlen Debatten des heutigen Tages hinausreichen. Erinnern wir uns doch an Goethe und Klabund, Rückert und Heine, Nietzsche und Hegel.“*

Zafer Şenocak: Poetikvorlesung I

 

27.04.2016 Imagination an der Grenze: Über Texte die fremdgehen

„Wem gehört die Literatur? Ihren Autoren? Den Lesern? Einer Sprache? Einer Nation? Macht die Form die Identitäten eines Textes aus? Was geschieht, wenn aus einem Gedicht ein Roman wird oder ein Aufsatz zum Gedicht? Nicht selten wird Sprache als Identitätsschlüssel benützt. In der Literatur aber fallen Identitäten auseinander und finden sich zu neuen Gefügen zusammen. Es beginnt ein Spiel mit Masken und Zeichen. Liegt das Losungswort im Werk verborgen?“*

Zafer Şenocak: Poetikvorlesung II

 

04.05.2016 Lesarten der Identität: Neue Deutsche. Alte Muster?

„Es regt sich Widerstand. Die deutsche Kultur entpuppt sich als widerstandsfähig. Sie wird wieder vertreten von ‚Einheimischen‘ – verstanden als Abgrenzung gegen ‚Fremde‘. Wie funktioniert Kultur als Nationalsurrogat, im Zeitalter der Globalisierung? Wird man heimatlos, wenn man sich auf keine Vorfahren im Land berufen kann? An der Tür zum Deutschsein lauern Fallstricke und alte Muster. Und doch wird die Tür aufgestoßen werden. Kann man dann in der herkömmlichen Sprache noch verstehen, was einst deutsch war?“*

Zafer Şenocak: Poetikvorlesung III

 

[*Kommentierungen von Zafer Şenocak]

 

29.06.2016 Mit Zafer Şenocak durch ein Semester

Studierende der Universität Hamburg stellen ihre Auseinandersetzung mit dem Werk Zafer Şenocaks vor.

 

 

06.07.2016 Zafer Şenocak liest aus seinem neuen Roman

„In deinen Worten. Mutmaßungen über den Glauben meines Vaters“

Der Autor im Gespräch

Moderation: Prof. Dr. Ortrud Gutjahr, Universität Hamburg

Achtung: 19.30–20.30 Uhr, Literaturhaus Hamburg,

Schwanenwik 38 [Karten über das Literaturhaus]

 

___________________________________________________________________________

 

Internationale Tagung in Anwesenheit des Autors

WORT.BRÜCHE. Fragmente einer Sprache des Vertrauens im Werk Zafer Şenocaks

 

Donnerstag, 07. Juli 2016

9.00-9.10 Uhr

Begrüßung

Prof. Dr. Ortrud Gutjahr, Leiterin der Tagung, Universität Hamburg

 

9.10-9.50 Uhr

Eine Sprache des Vertrauens? Zur interkulturellen Poetik Zafer Şenocaks

Prof. Dr. Ortrud Gutjahr, Universität Hamburg

 

9.50-10.30 Uhr

Die Zunge als Ort, Organ, Werkzeug und Metapher eines kritischen Vertrauensbegriffs bei

Zafer Şenocak

Prof. Dr. em. Moray McGowan, Trinity College, Dublin, Irland

 

10.30-10.50 Uhr

Kaffeepause

 

10.50-11.30 Uhr

Beschreiben, einschreiben, erschreiben. Zur politischen Sprach-Architextur im Werk Zafer Şenocaks

Thorben Päthe, M. A., Universität Zürich, Schweiz

 

11.30-12.10 Uhr

Jenseits von Treue und Verrat: Zur ironischen Poetik des Übersetzers

Prof. Dr. Deniz Göktürk, University of California, Berkeley, USA

 

12.10-13.30 Uhr

Mittagspause

13.30-14.10 Uhr

Sprache, Sex und Religion. Ambivalenzen im Werk Zafer Şenocaks

Prof. Dr. Michael Hofmann, Universität Paderborn

 

14.10-14.50 Uhr

In seinen Worten: Mystische Bezüge im Werk Zafer Şenocaks

Dr. Karin Yeşilada, Ruhr-Universität Bochum

 

14.50-15.30 Uhr

Religiöse Lebenswelten in Zafer Şenocaks Werk

Prof. Dr. Kader Konuk, Universität Duisburg-Essen

 

15.30-16.00 Uhr

Kaffeepause

 

16.00-16.40 Uhr

Zafer Şenocaks west-östlicher Diwan. Lyrische Grenzgänge eines Kosmopoliten

PD Dr. Ulrich Johannes Beil, Universität Zürich, Schweiz

 

16.40-17.20 Uhr

Wortbrüche – Wortbrücken. Zur Poesie Zafer Şenocaks

PD Dr. Anne-Rose Meyer, Bergische Universität Wuppertal

 

Freitag, 08. Juli 2016

9.00-9.40 Uhr

Vertrautes Unvertrautes in Zafer Şenocaks „Pavillon“ und „Deutsche Schule“

Dr. Tom Cheesman, Swansea University, UK

 

9.40-10.20 Uhr

Die literarische Maschine: Zum „futuristen-epilog“ von Berkan Karpat und Zafer Şenocak

Prof. Dr. Margaret Littler, University of Manchester, UK

 

10.20-11.00 Uhr

Traumvertrauen. Zur (Re-)Konstruktion von Geschichte in Zafer Şenocaks

„Gefährliche Verwandtschaft“

Sarah Steidl, M. A., Universität Hamburg

 

11.00-11.20 Uhr

Kaffeepause

 

11.20-12.00 Uhr

Deutschsein – Şenocak als Aufklärer

Dr. Yasemin Dayioğlu-Yücel, İstanbul Üniversitesi, Türkei

 

12.00-12.40 Uhr

„Im Augenblick ist es mit dem genauen Denken in Deutschland nicht gut bestellt.“

Zu Zafer Şenocaks „Deutschsein. Eine Aufklärungsschrift.“

Prof. Dr. Manfred Weinberg, Karls-Universität Prag, Tschechien

 

12.40-13.20 Uhr

Abschlussgespräch mit Zafer Şenocak

Contact Info: 

Arbeitsstelle Interkulturelle Literatur- und Medienwissenschaft
Leitung: Ortrud Gutjahr
Tel.: 040-42838-4536
Fax: 040-42838-4785
Institut für Germanistik II
Universität Hamburg
Von-Melle-Park 6
20146 Hamburg